BookRix / KDPLennart ist ein erfolgloser Wissenschaftler, chaotisch und exzentrisch. Durch einen Zwischenfall wird er selbst zur Versuchsperson eines dubiosen Experiments. Das halb fertige Mittel verändert schlagartig sein Leben und die ersten Erfolge stellen sich rasch ein. Doch an der Spitze seines Ruhms sieht alles völlig anders aus.Kurzgeschichte incl. Leseproben; ISBN: 978-3-7368-9186-9 (EBook / ca 40 Seiten) und 979-875572944-4 (Taschenbuch / ca 112 Seiten)Die Premium-Ausgabe (Taschenbuch) enthält neben der Geschichte jede Menge Bonusmaterial:- Leseprobe „Briefe an Abby“- Leseprobe "Wie viele Männer braucht das Glück"- Leseprobe "KATE - Eine Göttin auf Erden"- umfangreiche Leseprobe "Abgestürzt im Trockenwald - Dornen des Chaco"Das Bonusmaterial ist nur im Taschenbuch enthalten.Werbetrailer: Lennart im AdventskalenderLeseprobe:Bläuliche Flüssigkeit brodelte im Rundkolben über dem Gasbrenner. Das Zimmer war dunkel. Nur die Flamme und eine schwache Glühlampe an der Decke erhellten das kleine Labor. Vor den Fenstern hingen staubige Laken. Sie waren kein Provisorium, sondern angenagelt. Es roch nach Algen und abgestandenem Rauch.Lennart Becks Hand zitterte, als er eine Chemikalie in den Trichter träufelte. Leise Musik, mit dem Bass einer vorbeifahrenden Straßenbahn, war von irgendwo aus dem Haus zu hören. In diesem alten Gemäuer, aus den Zwanzigern, herrschte ansonsten Ruhe. Die anderen Mieter kannte er kaum. Manchmal grüßte ihn jemand aufdringlich, doch irgendwann hatten es die Meisten aufgegeben.Lennart brauchte diese Leute nicht. Genau so wenig wie einen Fernseher oder ein Radio. Er war seit Jahren der Meinung, dass dort ohnehin nur unnützes Zeug gesendet wurde, für Taugenichtse, die ihre Zeit totschlagen wollten.Das rhythmische Hämmern der Musik störte seine Konzentration. Er starrte in den Kolben und war nicht mehr bei der Sache. Die aufsteigenden Blasen wurden zu blauem Schaum. Es glich seiner sichtbar gewordenen Wut gegen die Ruhestörer. In Gedanken sah er sich bereits vor deren Tür. Er trat sie mit Schwung ein und schlug dem erst Besten ins Gesicht. "Hab ich dir erlaubt, um diese Zeit eine Party zu veranstalten? Hab ich das, du kleiner Hosenscheißer?"Aber das waren nur Wunschvorstellungen. Wahrscheinlich würde er bereits mit gebrochenem Arm an der Haustür enden und niemand würde überhaupt bemerken, dass er dagegen gerannt war.Seine Hände waren grau und verschrumpelt. Die Linke ballte er zur Faust. Die Rechte hatte einen dicken Verband um die äußeren zwei Finger gewickelt. Ein Verband, der sich der Farbe seiner Haut annäherte.Feiner Rauch stieg ins Kühlrohr, sammelte sich und tropfte ab. Lennart blinzelte. Seine Aufmerksamkeit kam zwischen zwei Musikstücken zurück. Er rückte die Brille zurecht, von wo sie umgehend wieder in die Vertiefung seines Nasenbeins rutschte.Es dürfte nicht qualmen. Irgendetwas läuft schief. Die Reaktion ist viel zu heftig, dachte er wütend und warf die Pipette zwischen die Laborgeräte, sodass es klirrte. Mit dem Zeigefinger strich er über ein aufgeschlagenes Buch. Dort war ein Genstrang zu sehen. Darüber stand in fetten Lettern: Biogenetic manipulation - Modification of the genetic code. Handschriftliche Notizen und Formeln überfluteten dessen Rand und jegliche freien Zwischenräume."Herrgott!", fluchte er und sprach mit seinen Laborgeräten: "Was ist es diesmal? Was? Na, sag schon! Wie soll ich es noch anstellen?"Resigniert stützte er sich mit beiden Händen auf den Tisch, ließ den Kopf hängen und grübelte. Erst der monotone Signalton seiner Armbanduhr riss ihn aus der Versteinerung. Es war Zeit, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Er mochte den Job als Reinigungskraft in seiner ehemaligen Universität nicht sonderlich, hatte dort aber Zugriff auf die meisten Materialien, die er für seine Experimente benötigte. Also nahm er die vermeidliche Schmach in Kauf.Nachdem der Brenner ausgeschaltet war, schob er mit der flachen Hand das Laken vom Fenster. Dahinter verbarg sich die dunkle Welt. Die Straßenlaternen beleuchteten parkende Autos und feuchtes Kopfsteinpflaster. Nur die Laterne vor seinem Fenster war dunkel. Bereits vor Jahren hatte es die Stadt aufgeben die Glühbirne zu tauschen, da sie nie länger als zwei, drei Nächte brannte. Lennart kümmerte sich um solche unliebsamen Sachen vornehmlich selbst. Und er ließ es sich nicht bieten, dass sie ihm eine Lampe vor das Fenster stellten. Die jetzige Situation war für Lennart ein annehmbarer Kompromiss. Die Stadt hatte ihre blöde Laterne und er wurde dadurch nicht belästigt. Vorsichtshalber lag das Luftgewehr immer noch griffbereit auf dem Fensterbrett.Um diese Zeit waren die meisten Leute zu Hause und schliefen. Das war gut so. Er war der typische Einzelgänger, menschenscheu und ewiger Single. Während seiner Studienzeit hatte er jedoch ein Mädchen. Damals trug er noch keine Brille, dafür waren alle Haare an den richtigen Stellen, was er heute nicht mehr von sich behaupten konnte. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Freundin - wie alle anderen Frauen auch - in die Kategorie der Schlampen einzuordnen war. Bereits nach fünf Wochen hatte sie ihn mit Till Pohlmann betrogen. Seinem angeblich besten Freund.Sie war es einfach nicht wert. Sie nicht, und keine andere, sagte er sich damals und war auch heute, nach knapp vierzig Jahren, immer noch dieser Meinung. Seine Liebe fand er in der Biochemie.Zusammen mit Till hatte er einst den großen Erfolg erzielt. Ihre Studien zur Genveränderung von Getreidesorten brachten ihnen eine begehrte Auszeichnung. Till erntete die Lorbeeren und wird noch heute dafür gefeiert. Lennart verblieb der blöde Pokal mit seinem eingravierten Namen. Dieser hatte einen Ehrenplatz in der tristen Wohnung. Einsam verstaubte er in einer mannshohen Vitrine vor einer kahlen Wand. Eine Wand mit Resten abgekratzter Tapete und unprofessionell zugespachtelten Rissen.Lennart trank den letzten Schluck aus seinem Lieblingspott. Der Kaffee war längst kalt. Die Tasse mit der Aufschrift: Jemand muss den Job ja machen, hatte seit Monaten kein Spülwasser gesehen. Schließlich störte eingetrockneter Kaffee den Genuss nicht im Geringsten. Es gab eindeutig wichtigere Tätigkeiten im Leben, als abzuwaschen. Der leere Pott landete auf dem Pornoheft, das bereits etliche abgestellte Kaffeetassen dokumentierte.Seine Jacke, die abgetragenen Lederschuhe und der Aktenkoffer in ebenbürtigem Braun, lagen allzeit an der gleichen Stelle neben der Tür. Zuerst schob er den großen Riegel zur Seite. Dann kamen die beiden kleinen Schlösser, oben und unten, an die Reihe.Ein Klick am vergilbten Kippschalter ließ die Beleuchtung erlöschen. Gedämpftes, blaues Licht schimmerte noch aus dem Labor in die darunterliegenden Glasvitrinen. Dort gediehen akkurat angeordnete Pflanzen, die er für eines seiner Experimente benötigte.Als Lennart die Tür öffnete, hallte die Musik lauter. Sofort war erneut sein innerer Frieden gestört. Bilder aus seiner Kindheit schossen ihm durch den Kopf. Er fand sich auf einer Geburtstagsparty wieder, bei der er einen großen Topf Himbeerbowle über den Kopf geschüttet bekam. Alle haben sie über ihn gelacht. Heute wäre er derjenige, der lachen würde. Über ihre herausquellenden Augen, nachdem er ihnen so viel Bowle in die Rachen gegossen hätte, bis sie daran erstickt wären.Er versuchte sich zu entspannen, seinen Zorn zu bändigen. Denn all das war längst vergangen. Doch die Erinnerungen saßen tief.Hier im Haus hatten die Nichtsnutze nur Stroh im Kopf und feierten bis in den Morgen hinein. Wahrscheinlich würde es Alkohol und Sex, vielleicht Drogen geben. Und sicherlich könnten sie sich nicht halten vor Lachen, wegen ihrer dummen Sprüche und billigen Witze, bis sie unter den Tischen lagen und im Rausch des Sinnlosen ertranken. Aber das wäre dann nicht sein Problem.Lennart hatte vergessen, sich zu rasieren. Um das nachzuholen, war jetzt keine Zeit mehr. Denn eins war er. Pünktlich.Er zog die Tür ins Schloss und lief eilig den Hausflur entlang. Kurz vor dem Treppenaufgang ging das Licht aus. Gleichzeitig auf allen Etagen. Und die Musik verstummte. Schreie aus einer der Wohnungen waren zu hören.Unten, im Hausflur registrierte er das Knarren der schweren Eingangstür und mehrere Stimmen. Im Dunkeln tastete sich Lennart vorsichtig die Wand entlang. Er klopfte auf den Lichtschalter. Doch das verdammte Ding verweigerte seine Arbeit. Alles sah nach einem Stromausfall aus. Jetzt musste er schleunigst zurück in seine Wohnung, um nachzusehen ob das Notstromaggregat angesprungen war. Es hatte manchmal seine Macken. Die Kühlung durfte auf keinen Fall ausfallen. Sie war noch wesentlich wichtiger, als das Licht über den Vitrinen und der Computer. Denn, wenn die Kühlung ausfiel, würden die hoch toxischen Materialien gasförmig. Er könnte monatelang nicht zurück in seine Wohnung. Und wenn sich das Gas ausbreitete, dürften auch all die anderen Bewohner nicht mehr ins Haus. Obwohl, so überlegte er, die hätten es vielleicht nicht anders verdient. Dann wäre zumindest ein für alle Mal Ruhe im Haus. Aber die Polizei würde Fragen stellen. Und jede Frage wäre eine zu viel.Hier endet die Leseprobe. Vielen Dank, dass du es gelesen hast.
biogenetic manipulation -modification of the genetic code
Diese Premium-Ausgabe enthält (EBook):
-
„Lennart
Beck
-
Experiment
seines
Lebens“
(Kurzgeschichte)
-
Leseprobe
„Briefe
an
Abby“,
komplettes
Kapitel
-
Buchvorstellungen:
„Chocolate
of
Life“,
„Occasion - Die zweite Welt“
- Sammlung von Aphorismen des Autors
Rezension von Jadrian:
Lennart
Beck
ist
genial,
geheimnisvoll,
isoliert und ein klein wenig ... verrückt?
Die
Geschichte
beginnt
heftig
und
mit
jeder
Zeile
verschwimmt
die
Realität
zu
einem
Traum,
so
dass
ich
als
Leser
nicht
mehr
weiß,
was
da
eigentlich
passiert.
Doch
hoffe
ich,
dass
dem
armen
Lennart
etwas
Gutes
widerfährt,
und
dass
er
zum
ersten
Mal
wieder Glück erlebt.
Was
soll
ich
sagen?
Mit
so
einem
Ende
habe
ich
nicht
gerechnet.
Die
Lösung,
die
doch
nur
halb
erzählt
wird,
lässt
mich
zwiegespalten
zurück. Glück? Ist das Glück?
Erschreckend, alptraumhaft, nachdenklich.
Eine
wirklich
gelungene
Kurzgeschichte,
die
ich gerne weiter empfehle.
Rezension von Grid
Schneeweiß:
Das
Vorwort
zu
lesen
ist
für
mich
ein
notwendiges
Übel
-
man
könnte
ja
was
verpassen
-
und
für
Gewöhnlich
ärgere
ich
mich
hinterher.
Nicht
so
bei
der
"Experiment
seines
Lebens".
Noch
nie
ist
es
mir
passiert,
dass
ich
ein
paar
der
Zeilen
des
Vorworts
nochmal
und
nochmal
gelesen
habe
und
dass
ich
versucht
habe,
sie
mir
einzuprägen.
Erst
dieses
Vorwort
hat
mir
veranschaulicht,
dass
ich
nach
den
vielen
Büchern
die
ich
gelesen
habe
auch
mit
den
Gedanken
von
anderen
durch
mein
Leben
gehe.
Entsprechend
groß
war
meine
Neugier
auf
das,
was
folgt.
Und
dann
nahm
mich
die
Geschichte
des
Lennart
Beck
gefangen.
Schnell
wurde
es
surreal,
ich
las
die
Worte,
doch
es
kam
mir
vor
als
würde
ich
einen
amerikanischen
Thriller
sehen.
Ich
sah
diesem
Einzelgänger
Lennart
Beck
zu,
hörte
seine
Gedanken
und
begleitete
ihn
bei
seinem
Triumph.
Wie
bei
jedem
guten
Film
wusste
ich
nicht
genau,
was
Realität
und
was
Traum
war
und
ich
hoffte
auf
ein
Ende,
dass
mich
nicht
ratlos
zurück
lässt.
Und
dann
war
das
Ende
noch
besser
als
erwartet,
es
brachte
mich
zum
Lachen.Als
ich
das
Büchlein
weg
gelegt
hatte
und
mich
die
Realität
zurück
bekommen
hatte
konnte
ich
nur
noch
staunen.
Jemand
der
im
selben
Ort
wie
ich
geboren
und
aufgewachsen
ist
und
den
ich
vielleicht
sogar
kenne
hatte
es
geschafft,
mich
derart
zu
faszinieren.
Vielen
Dank.
Ich
wünsche
Perry
Payne
viel
Erfolg
und
mir,
dass
ich
noch
ganz
viel
von
ihm
zu
lesen bekomme
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Interessantes nebenbei:Der ursprünglich geplante Roman zur Kurzgeschichtewurde nie fertiggestgellt und wird nicht mehr er-scheinen.
BookRix / KDPLennart ist ein erfolgloser Wissenschaftler, chaotisch und exzentrisch. Durch einen Zwischenfall wird er selbst zur Versuchsperson eines dubiosen Experiments. Das halb fertige Mittel verändert schlagartig sein Leben und die ersten Erfolge stellen sich rasch ein. Doch an der Spitze seines Ruhms sieht alles völlig anders aus.Kurzgeschichte incl. Leseproben; ISBN: 978-3-7368-9186-9 (EBook / ca 40 Seiten) und 979-875572944-4 (Taschenbuch / ca 112 Seiten)Die Premium-Ausgabe (Taschenbuch) enthält neben der Geschichte jede Menge Bonusmaterial:- Leseprobe „Briefe an Abby“- Leseprobe "Wie viele Männer braucht das Glück"- Leseprobe "KATE - Eine Göttin auf Erden"- umfangreiche Leseprobe "Abgestürzt im Trockenwald - Dornen des Chaco"Das Bonusmaterial ist nur im Taschenbuch enthalten.Werbetrailer: Lennart im AdventskalenderLeseprobe:Bläuliche Flüssigkeit brodelte im Rundkolben über dem Gasbrenner. Das Zimmer war dunkel. Nur die Flamme und eine schwache Glühlampe an der Decke erhellten das kleine Labor. Vor den Fenstern hingen staubige Laken. Sie waren kein Provisorium, sondern angenagelt. Es roch nach Algen und abgestandenem Rauch.Lennart Becks Hand zitterte, als er eine Chemikalie in den Trichter träufelte. Leise Musik, mit dem Bass einer vorbeifahrenden Straßenbahn, war von irgendwo aus dem Haus zu hören. In diesem alten Gemäuer, aus den Zwanzigern, herrschte ansonsten Ruhe. Die anderen Mieter kannte er kaum. Manchmal grüßte ihn jemand aufdringlich, doch irgendwann hatten es die Meisten aufgegeben.Lennart brauchte diese Leute nicht. Genau so wenig wie einen Fernseher oder ein Radio. Er war seit Jahren der Meinung, dass dort ohnehin nur unnützes Zeug gesendet wurde, für Taugenichtse, die ihre Zeit totschlagen wollten.Das rhythmische Hämmern der Musik störte seine Konzentration. Er starrte in den Kolben und war nicht mehr bei der Sache. Die aufsteigenden Blasen wurden zu blauem Schaum. Es glich seiner sichtbar gewordenen Wut gegen die Ruhestörer. In Gedanken sah er sich bereits vor deren Tür. Er trat sie mit Schwung ein und schlug dem erst Besten ins Gesicht. "Hab ich dir erlaubt, um diese Zeit eine Party zu veranstalten? Hab ich das, du kleiner Hosenscheißer?"Aber das waren nur Wunschvorstellungen. Wahrscheinlich würde er bereits mit gebrochenem Arm an der Haustür enden und niemand würde überhaupt bemerken, dass er dagegen gerannt war.Seine Hände waren grau und verschrumpelt. Die Linke ballte er zur Faust. Die Rechte hatte einen dicken Verband um die äußeren zwei Finger gewickelt. Ein Verband, der sich der Farbe seiner Haut annäherte.Feiner Rauch stieg ins Kühlrohr, sammelte sich und tropfte ab. Lennart blinzelte. Seine Aufmerksamkeit kam zwischen zwei Musikstücken zurück. Er rückte die Brille zurecht, von wo sie umgehend wieder in die Vertiefung seines Nasenbeins rutschte.Es dürfte nicht qualmen. Irgendetwas läuft schief. Die Reaktion ist viel zu heftig, dachte er wütend und warf die Pipette zwischen die Laborgeräte, sodass es klirrte. Mit dem Zeigefinger strich er über ein aufgeschlagenes Buch. Dort war ein Genstrang zu sehen. Darüber stand in fetten Lettern: Biogenetic manipulation - Modification of the genetic code. Handschriftliche Notizen und Formeln überfluteten dessen Rand und jegliche freien Zwischenräume."Herrgott!", fluchte er und sprach mit seinen Laborgeräten: "Was ist es diesmal? Was? Na, sag schon! Wie soll ich es noch anstellen?"Resigniert stützte er sich mit beiden Händen auf den Tisch, ließ den Kopf hängen und grübelte. Erst der monotone Signalton seiner Armbanduhr riss ihn aus der Versteinerung. Es war Zeit, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Er mochte den Job als Reinigungskraft in seiner ehemaligen Universität nicht sonderlich, hatte dort aber Zugriff auf die meisten Materialien, die er für seine Experimente benötigte. Also nahm er die vermeidliche Schmach in Kauf.Nachdem der Brenner ausgeschaltet war, schob er mit der flachen Hand das Laken vom Fenster. Dahinter verbarg sich die dunkle Welt. Die Straßenlaternen beleuchteten parkende Autos und feuchtes Kopfsteinpflaster. Nur die Laterne vor seinem Fenster war dunkel. Bereits vor Jahren hatte es die Stadt aufgeben die Glühbirne zu tauschen, da sie nie länger als zwei, drei Nächte brannte. Lennart kümmerte sich um solche unliebsamen Sachen vornehmlich selbst. Und er ließ es sich nicht bieten, dass sie ihm eine Lampe vor das Fenster stellten. Die jetzige Situation war für Lennart ein annehmbarer Kompromiss. Die Stadt hatte ihre blöde Laterne und er wurde dadurch nicht belästigt. Vorsichtshalber lag das Luftgewehr immer noch griffbereit auf dem Fensterbrett.Um diese Zeit waren die meisten Leute zu Hause und schliefen. Das war gut so. Er war der typische Einzelgänger, menschenscheu und ewiger Single. Während seiner Studienzeit hatte er jedoch ein Mädchen. Damals trug er noch keine Brille, dafür waren alle Haare an den richtigen Stellen, was er heute nicht mehr von sich behaupten konnte. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Freundin - wie alle anderen Frauen auch - in die Kategorie der Schlampen einzuordnen war. Bereits nach fünf Wochen hatte sie ihn mit Till Pohlmann betrogen. Seinem angeblich besten Freund.Sie war es einfach nicht wert. Sie nicht, und keine andere, sagte er sich damals und war auch heute, nach knapp vierzig Jahren, immer noch dieser Meinung. Seine Liebe fand er in der Biochemie.Zusammen mit Till hatte er einst den großen Erfolg erzielt. Ihre Studien zur Genveränderung von Getreidesorten brachten ihnen eine begehrte Auszeichnung. Till erntete die Lorbeeren und wird noch heute dafür gefeiert. Lennart verblieb der blöde Pokal mit seinem eingravierten Namen. Dieser hatte einen Ehrenplatz in der tristen Wohnung. Einsam verstaubte er in einer mannshohen Vitrine vor einer kahlen Wand. Eine Wand mit Resten abgekratzter Tapete und unprofessionell zugespachtelten Rissen.Lennart trank den letzten Schluck aus seinem Lieblingspott. Der Kaffee war längst kalt. Die Tasse mit der Aufschrift: Jemand muss den Job ja machen, hatte seit Monaten kein Spülwasser gesehen. Schließlich störte eingetrockneter Kaffee den Genuss nicht im Geringsten. Es gab eindeutig wichtigere Tätigkeiten im Leben, als abzuwaschen. Der leere Pott landete auf dem Pornoheft, das bereits etliche abgestellte Kaffeetassen dokumentierte.Seine Jacke, die abgetragenen Lederschuhe und der Aktenkoffer in ebenbürtigem Braun, lagen allzeit an der gleichen Stelle neben der Tür. Zuerst schob er den großen Riegel zur Seite. Dann kamen die beiden kleinen Schlösser, oben und unten, an die Reihe.Ein Klick am vergilbten Kippschalter ließ die Beleuchtung erlöschen. Gedämpftes, blaues Licht schimmerte noch aus dem Labor in die darunterliegenden Glasvitrinen. Dort gediehen akkurat angeordnete Pflanzen, die er für eines seiner Experimente benötigte.Als Lennart die Tür öffnete, hallte die Musik lauter. Sofort war erneut sein innerer Frieden gestört. Bilder aus seiner Kindheit schossen ihm durch den Kopf. Er fand sich auf einer Geburtstagsparty wieder, bei der er einen großen Topf Himbeerbowle über den Kopf geschüttet bekam. Alle haben sie über ihn gelacht. Heute wäre er derjenige, der lachen würde. Über ihre herausquellenden Augen, nachdem er ihnen so viel Bowle in die Rachen gegossen hätte, bis sie daran erstickt wären.Er versuchte sich zu entspannen, seinen Zorn zu bändigen. Denn all das war längst vergangen. Doch die Erinnerungen saßen tief.Hier im Haus hatten die Nichtsnutze nur Stroh im Kopf und feierten bis in den Morgen hinein. Wahrscheinlich würde es Alkohol und Sex, vielleicht Drogen geben. Und sicherlich könnten sie sich nicht halten vor Lachen, wegen ihrer dummen Sprüche und billigen Witze, bis sie unter den Tischen lagen und im Rausch des Sinnlosen ertranken. Aber das wäre dann nicht sein Problem.Lennart hatte vergessen, sich zu rasieren. Um das nachzuholen, war jetzt keine Zeit mehr. Denn eins war er. Pünktlich.Er zog die Tür ins Schloss und lief eilig den Hausflur entlang. Kurz vor dem Treppenaufgang ging das Licht aus. Gleichzeitig auf allen Etagen. Und die Musik verstummte. Schreie aus einer der Wohnungen waren zu hören.Unten, im Hausflur registrierte er das Knarren der schweren Eingangstür und mehrere Stimmen. Im Dunkeln tastete sich Lennart vorsichtig die Wand entlang. Er klopfte auf den Lichtschalter. Doch das verdammte Ding verweigerte seine Arbeit. Alles sah nach einem Stromausfall aus. Jetzt musste er schleunigst zurück in seine Wohnung, um nachzusehen ob das Notstromaggregat angesprungen war. Es hatte manchmal seine Macken. Die Kühlung durfte auf keinen Fall ausfallen. Sie war noch wesentlich wichtiger, als das Licht über den Vitrinen und der Computer. Denn, wenn die Kühlung ausfiel, würden die hoch toxischen Materialien gasförmig. Er könnte monatelang nicht zurück in seine Wohnung. Und wenn sich das Gas ausbreitete, dürften auch all die anderen Bewohner nicht mehr ins Haus. Obwohl, so überlegte er, die hätten es vielleicht nicht anders verdient. Dann wäre zumindest ein für alle Mal Ruhe im Haus. Aber die Polizei würde Fragen stellen. Und jede Frage wäre eine zu viel.Hier endet die Leseprobe. Vielen Dank, dass du es gelesen hast.
biogenetic manipulation -modification of the genetic code
Diese Premium-Ausgabe enthält (EBook):
-
„Lennart
Beck
-
Experiment
seines
Lebens“
(Kurzgeschichte)
-
Leseprobe
„Briefe
an
Abby“,
komplettes
Kapitel
-
Buchvorstellungen:
„Chocolate
of
Life“,
„Occasion - Die zweite Welt“
- Sammlung von Aphorismen des Autors
Rezension von Jadrian:
Lennart
Beck
ist
genial,
geheimnisvoll,
isoliert und ein klein wenig ... verrückt?
Die
Geschichte
beginnt
heftig
und
mit
jeder
Zeile
verschwimmt
die
Realität
zu
einem
Traum,
so
dass
ich
als
Leser
nicht
mehr
weiß,
was
da
eigentlich
passiert.
Doch
hoffe
ich,
dass
dem
armen
Lennart
etwas
Gutes
widerfährt,
und
dass
er
zum
ersten
Mal
wieder Glück erlebt.
Was
soll
ich
sagen?
Mit
so
einem
Ende
habe
ich
nicht
gerechnet.
Die
Lösung,
die
doch
nur
halb
erzählt
wird,
lässt
mich
zwiegespalten
zurück. Glück? Ist das Glück?
Erschreckend, alptraumhaft, nachdenklich.
Eine
wirklich
gelungene
Kurzgeschichte,
die
ich gerne weiter empfehle.
Rezension von Grid
Schneeweiß:
Das
Vorwort
zu
lesen
ist
für
mich
ein
notwendiges
Übel
-
man
könnte
ja
was
verpassen
-
und
für
Gewöhnlich
ärgere
ich
mich
hinterher.
Nicht
so
bei
der
"Experiment
seines
Lebens".
Noch
nie
ist
es
mir
passiert,
dass
ich
ein
paar
der
Zeilen
des
Vorworts
nochmal
und
nochmal
gelesen
habe
und
dass
ich
versucht
habe,
sie
mir
einzuprägen.
Erst
dieses
Vorwort
hat
mir
veranschaulicht,
dass
ich
nach
den
vielen
Büchern
die
ich
gelesen
habe
auch
mit
den
Gedanken
von
anderen
durch
mein
Leben
gehe.
Entsprechend
groß
war
meine
Neugier
auf
das,
was
folgt.
Und
dann
nahm
mich
die
Geschichte
des
Lennart
Beck
gefangen.
Schnell
wurde
es
surreal,
ich
las
die
Worte,
doch
es
kam
mir
vor
als
würde
ich
einen
amerikanischen
Thriller
sehen.
Ich
sah
diesem
Einzelgänger
Lennart
Beck
zu,
hörte
seine
Gedanken
und
begleitete
ihn
bei
seinem
Triumph.
Wie
bei
jedem
guten
Film
wusste
ich
nicht
genau,
was
Realität
und
was
Traum
war
und
ich
hoffte
auf
ein
Ende,
dass
mich
nicht
ratlos
zurück
lässt.
Und
dann
war
das
Ende
noch
besser
als
erwartet,
es
brachte
mich
zum
Lachen.Als
ich
das
Büchlein
weg
gelegt
hatte
und
mich
die
Realität
zurück
bekommen
hatte
konnte
ich
nur
noch
staunen.
Jemand
der
im
selben
Ort
wie
ich
geboren
und
aufgewachsen
ist
und
den
ich
vielleicht
sogar
kenne
hatte
es
geschafft,
mich
derart
zu
faszinieren.
Vielen
Dank.
Ich
wünsche
Perry
Payne
viel
Erfolg
und
mir,
dass
ich
noch
ganz
viel
von
ihm
zu
lesen bekomme
Interessantes nebenbei:Der ursprünglich geplante Roman zur Kurzgeschichtewurde nie fertiggestgellt und wird nicht mehr er-scheinen.