PPBUngewöhnliche Dinge passieren im verschlafenen Städtchen Moran in Wyoming. Immer mehr Menschen sterben auf mysteriöse Weise. Als Ursache stellen sich winzige, tödliche Blasen heraus, die sich zu einer undurchdringlichen Barriere um die Bergregion ausbreiten.In wenigen Tagen werden die Einwohner völlig eingeschlossen. Die Angst wächst und verändert die Menschen.Thriller / ca 322 SeitenTaschenbuch ISBN: 978-3740785222eBook: ISBN: 978-3740778330Mitreißend, emotional und überaus spannend. Der erfolgreiche Thriller von 2016 erscheint endlich in einer komplett überarbeiteten und erweiterten Version. Erlebe jetzt die Geschichte von Dan und seinen Freunden, Sydney und den Einwohnern des verschlafenen Städtchens Moran am Eingangstor der Rocky Mountains. Jetzt noch intensiver, spannender, mit komplett neuen Dialogen und zahlreichen zusätzlichen Details. Ein Thriller, der unter die Haut geht und in Erinnerung bleibt.Hörprobe:LeseprobenProlog
Mein Name ist Dan. Nur Dan, sonst nichts.
Manchmal
frage
ich
mich,
wo
die
Prioritäten
im
Leben
liegen,
wie
Recht
definiert
wird, wo das Glück anfängt und die Sehnsucht aufhört.
Aber
beginnen
wir
diese
Geschichte
von
vorne:
Ich
bin
in
der
Gosse
aufgewachsen
und
hatte
nicht
das,
was
die
meisten
Menschen
ein
erfülltes
Leben
nennen
würden.
Doch was ist schon perfekt und was ist richtig oder falsch?
Ich
erinnere
mich,
als
ob
es
gestern
gewesen
wäre.
Damals,
mit
zehn
Jahren,
betrat
ich
das
erste
Mal
ein
richtiges
Kino.
Dieser
Besuch
faszinierte
mich
enorm,
dirigierte
meine
Gedanken
zu
einem
wundervollen
Traum
und
brachte
mir
zwei
glorreiche
Ziele
für
das
Leben.
Denn
was
ist
das
Leben
ohne
großartige
Ziele?
Mir
gab
es
jedenfalls Inhalt und Ansporn.
Heute
bin
ich
einundzwanzig
und
-
ich
muss
es
mir
eingestehen
-
keines
von
diesen
Zielen
hat
sich
bisher
erfüllt.
Weder
ist
mein
Handabdruck
auf
dem
Hollywood
Boulevard
eingelassen,
noch
habe
ich
es
geschafft,
eine
liebe
Frau
an
meiner
Seite
zu
haben
und
eine
Familie
zu
gründen.
Denn
beide
Ziele
sind
verdammt
schwer
zu
erreichen.
Immerhin
weiß
ich
jetzt,
dass
ein
Vorhaben
und
der
ernsthafte
und
starke
Wille,
es
durchzusetzen,
nicht
immer
genügen.
Das
Schicksal
hat
wohl
stets
ein Wörtchen mitzureden.
Noch
weiß
ich
nicht,
wo
es
mich
hinführt,
aber
ich
sehe
in
den
Abgrund
und
auf
das
Chaos
der
verlorenen
Welt
und
mir
wird
das
Ende
meiner
Tage
bewusst
und
wie
viel
Zeit
ich
verschwendet
habe
mit
Dingen,
die
der
Bedeutsamkeit
des
Lebens
nie
gerecht werden könnten.
Es
ist
kalt
und
der
Wind
pfeift
mir
um
die
Ohren.
Ich
sehe,
wie
die
Welt
versinkt,
und
erkenne
eiskalte
Herzen
der
Menschen,
die
ich
noch
vor
wenigen
Tagen
meine
Freunde genannt habe.
Lange
kann
ich
mich
nicht
mehr
halten.
Der
kalte
Stahl
schmerzt
an
meinen
Händen
und
der
Untergang
engt
den
Sendemast
weiter
ein.
Es
gibt
kaum
noch
Raum,
der
für
das
Fortbestehen
geeignet
ist,
und
kaum
noch
Hoffnung.
Deswegen
möchte
ich
am
Ende
sagen,
wie
dankbar
ich
bin
und
dass
nichts
umsonst
war,
auch
wenn
sich
die
Situation
anders
darstellt.
Sie
fügt
sich
nahtlos
in
mein
kaputtes
Leben
ein.
Und
genau
das
sollte
wohl
meine
Bestimmung
sein.
Von
Anfang
an.
Denn
ich
bin
nur
Dan. Sonst nichts.
Kapitel 1
Wie
klebriger
Baumharz
an
den
Fingern
hatten
sich
die
vergangenen
elf
Stunden
dahingezogen,
nur
dass
der
in
die
Jahre
gekommene
dunkelgrüne
Ninety
Eight
Regency
mit
den
auffällig
verrosteten
Kotflügeln
nicht
ansatzweise
so
angenehm
nach
Tannenzweigen
duftete.
Der
Schweiß
der
vier
jungen
Männer,
Rauch
und
das
alte Leder vermischten sich in der Hitze und dem engen Raum.
Bei
vierunddreißig
Grad
und
strahlend
blauem
Himmel
hatte
die
Sonne
den
Zenit
überschritten
und
fiel
langsam
hinter
die
hohen
Berge
der
Rocky
Mountains
ab.
Die
Klimaanlage
brummte
leise
vor
sich
hin.
Sie
funktionierte
wie
ein
Weckradio
mit
schlechtem
DAB
Empfang
und
sprang
meist
in
Linkskurven
an
und
blockierte
bei
Geschwindigkeiten
von
über
fünfzig
Meilen
pro
Stunde.
In
den
geschlossenen
Fenstern
verfingen
sich
in
den
Schlieren
immer
wieder
vereinzelte
Sonnenstrahlen,
blitzten
auf
und
blendeten
beharrlich
mal
den
einen
und
mal
den
anderen
Passagier.
Zudem
hatte
sich
die
verbrauchte
Luft
mit
billigem
Parfüm
und
-
seit
der
letzten
Stunde - mit den Ausdünstungen von Kuhmist gemischt.
Die
jungen
Männer
rasten
auf
ihrem
letzten
Weg
durch
die
USA
in
ein
neues
Leben.
Sie
waren
erschöpft
und
schliefen
oder
dösten.
Die
bewegten
Gespräche
waren
seit
Denver
verstummt,
nachdem
der
Alkohol
seine
berauschende
Wirkung
gegen
eine
erhebliche Bettschwere eingetauscht hatte.
Das
war
auch
der
Zeitpunkt
gewesen,
an
dem
ihnen
bewusst
geworden
war,
wozu
sie
Raul
und
der
Rausch
des
Kokains
getrieben
hatte.
In
der
vergangenen
Nacht
hatten
sie
getanzt,
Leute
angepöbelt
und
Trinkspielchen
gespielt.
Während
dieses
obsessiven
Spaßes
hatten
sie
in
unterschiedlichen
Bars
und
Klubs
in
Wichita
einiges
mitgehen lassen oder wahllos und lauthals zerstört.
Zum
Ende
ihres
ausufernden
Trips
hatten
sie
ein
Casino,
einen
Geldtransporter
und
abschließend
eine
kleine
Bankfiliale
um
ein
paar
Scheine
erleichtert.
Jerome
erinnerte
sich,
wie
Dan
dem
Typen
von
der
Bank
unbedingt
Trinkgeld
hatte
geben
wollen,
weil
dieser
keine
nennenswerten
Sperenzien
bei
der
Herausgabe
des
Geldes
gemacht hatte.
Dan
gähnte
laut
und
sah
aus
dem
Seitenfenster.
Jerome
umklammerte
das
dünne
Lenkrad
mit
dem
eingearbeiteten
Nussholzimitat,
sah
vor
sich
den
ewig
geraden
Highway
dreiunddreißig
Richtung
Jackson
und
musste
unwillkürlich
grinsen.
Alle
paar
Meilen
klopfte
er
gegen
die
Tankanzeige,
um
die
Nadel
auf
den
aktuellen
Stand
springen zu lassen.
»Das
nervt«,
sagte
Kid
heiser,
der
in
seinem
schicken
hellblauen
Hemd
neben
ihm
saß.
Mit
halb
geschlossenen
Augen
klappte
er
lax
die
Sonnenblende
herunter
und
begann
den
Schmutz
unter
den
Fingernägeln
herauszupulen,
eine
schwarze
Masse,
die
scheinbar
immer
wieder
zu
ihm
zurückkehrte,
wenn
er
nicht
hinsah
oder
eine
Weile nicht daran dachte.
»Wir
müssen
tanken«,
sagte
Jerome,
der
schlanke,
groß
gewachsene
Mann
Anfang
zwanzig. »Die Anzeige steht auf Reserve.«
Auf
der
Rückbank
rührte
sich
träge
Dan.
»Ich
brauche
ein
Bett«,
krächzte
er.
Neben
ihm schlief Raul, der Älteste von ihnen.
Bisher
hatten
sie
auf
der
gesamten
Strecke
von
Wichita
lediglich
einmal
anhalten
müssen,
damit
Dan
seinen
Mageninhalt
ins
Freie
bringen
konnte,
wobei
die
anderen
diese
Pause
genutzt
hatten,
um
ihre
Blasen
zu
entleeren.
Dort
schnupperten
sie
ein
wenig
von
der
würzigen
Landluft
und
reckten
ihre
müden
Knochen
in
die
Höhe.
Bei
dieser
Rast
trat
Kid
in
einen
Kuhfladen
und
brachte
den
bäuerlichen
Duft
in
den
Wagen,
was
eine
Meile
später
zu
einer
Rangelei
geführt
hatte
und
dazu,
dass
Kid
jetzt
nur
noch
einen
Schuh
besaß.
Der
andere
lag
in
Ogden,
irgendwo
zwischen
einer schäbigen Wetterstation und dem Radiostudio UGF.
…Auszug Kapitel 3Die einzige Möglichkeit, in Moran einzukaufen, war der kleine Diner namens Moondance, der die gesamte untere Etage von Doc Steven Carters Haus einnahm. Darüber wohnte er selbst und hatte von dieser Fläche ein kleines Arztzimmer und ein kleineres Krankenzimmer abgezweigt, in dem zwei Betten und ein winziges Schränkchen standen. Carter brauchte nicht mehr so viel Platz wie früher, als seine Frau noch gelebt hatte und die Kinder im Haus gewesen waren. Damals, in den guten alten Zeiten, als der Doc zwei Meilen nördlich eine große Farm besessen hatte, die hinter der Ranger Station entlang des Pacific Creek verlaufen war, hatte der Frohsinn regiert. Im Haus, in der Gemeinde und besonders in seinem Herzen. Hier, am Fuße der Rockys, hatte die Natur sein eigenes Paradies erschaffen. Zwischen den Tannen, dem breiten Fluss, der oft ohne eine einzige Welle klar und spiegelglatt vor sich hintrieb, und vor der wunderschönen Kulisse, vermochten es die meisten Menschen, sich mit der Welt und dem Leben zu verbinden.Eine schönere Gegend konnte sich Carter nicht vorstellen, selbst wenn er sie fast jeden einzelnen Tag seines Lebens gesehen hatte, bekam er nicht genug davon. Es war weit mehr als das, was man herkömmlich als Heimat bezeichnen würde. Er liebte die Berge und würde sterben für diese Perfektion.Seit Jahren lag die alte Farm brach. Bis zu den späten Achtzigern, als die Milchpreise auf dem freien Markt stark in den Keller gegangen waren, und es sich nicht mehr gelohnt hatte, dafür auch nur einen Finger krumm zu machen, war er jeden Tag für viele Stunden hier draußen gewesen. Er war zwischen Rindern und Pferden aufgewachsen und hatte mehr als einmal bis zu den Knien im Schlamm gesteckt, Platzwunden mit nach Hause gebracht und einen gebrochenen Arm. Ohne die raue Luft, die Sonne und Freiheit, fernab der großen Städte, kam er nur schlecht mit dem Leben klar. Das war seine Heimat und hier gehörte er hin.Während der großen Krise hatte er seine Herde verkauft und von dem Geld in bester Lage an der Moran Town Road dieses ansehnliche Haus gebaut. Bereits kurz darauf richtete er den Diner ein und hoffte auf Geschäfte bis zur Morgendämmerung, träumte von den Sternen, dem Mond und vielen Gästen, die seinen Traum fühlen sollten. Sein Moondance war zwei Jahre später geboren. Doch bis auf die Eröffnungsparty, bei der es Freibier gab und eine richtige Band aus Idaho, hatte er nie wieder so lange geöffnet. Die Gäste blieben aus, doch an dem Namen hielt er fest. Er verband damit seine wilde Jugend und die Freiheit der Berge und des Lebens, die er damit erhalten wollte. Und mit der Zeit wurde es zu seiner Verpflichtung, durchzuhalten und irgendwie weiterzumachen. Seine Träume versiegten in den folgenden Jahren zwischen schmutzigen Gläsern, staubigen Regalen und schlecht gelaunter Gäste. Es war immer schwerer geworden durchzukommen und ihm war irgendwann bewusst geworden, dass es für einen Neuanfang schlicht zu spät war. Seine Träume waren nie wieder zu ihm zurückgekehrt. Inzwischen ging er stark auf die achtzig zu. Seit einigen Jahren betrieb er das Moondance mit einer Aushilfe, die über die Saison kräftig mit anpackte, wenn die Touristen kamen und die Rocky Mountains besteigen wollten, im Jackson Lake badeten oder mit ihren Kanus den vielen Flussadern folgten.In seinem ersten eigenen Reiseführer aus dem Jahre 1986 beschrieb er das saftige Grün der Wiesen und die traumhaften schneebedeckten Berge als den schönsten Landstrich in Wyoming. Auch wenn sich dieser relativ magere Wanderratgeber nur zögerlich verkauft hatte (und Carter noch immer etliche Exemplare davon auf Lager hatte), brachte er in den folgenden Jahren weitere neun Hefte heraus, bis sein Geld zur Neige ging und er es ruhiger angehen ließ.Vor genau zwölf Jahren hatte Carter in eine Zapfsäule investiert, die er an den Straßenrand vor das Diner stellen ließ und mit einem grauen Wellblech abschirmte. Knallrote Säulen sollten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. «Carters Filling Station» stand auf einem der Schilder am Highway und ein dicker Pfeil zeigte die Moran Town Road hinauf. Daraufhin bog so mancher Reisende tatsächlich nach Moran ab und landete im Diner. Die Rechnung ging halbwegs auf. Seit diesem Tag hatte er im Schnitt zwanzig Gäste mehr, von deren Einnahmen er ganz gut über die Runden kam. Klar war es seit der Zeit des Diners mit großen Sprüngen vorbei, aber er sagte stets, er habe in seinem Leben alles gesehen, war in Pacific City gewesen (wovon es abenteuerliche Geschichten gab), hatte viereinhalb Jahre in Seattle verbracht, zwei Monate in Orlando und hatte sogar Europa gesehen (zumindest war er für zwei Tage dienstlich in Amsterdam unterwegs gewesen). Für ihn genügte das, um die Welt zu kennen und darüber zu erzählen, wie ein Vagabund es nicht besser hätte machen können. Eigentlich war Doc Carter ein Veterinär. Aber da der nächste richtige Arzt etwa einhundert Meilen entfernt in Idaho war, fing er selbst damit an, die Leute aus der Gegend erst zu beraten und ein paar Jahre später zu behandeln. Er wurde so zu ihrem Doc, brachte die Babys in Moran auf die Welt, heilte Fieber, verband Schnittwunden und hatte sogar schon einmal einen Blinddarm operiert.Und so war die Zeit vergangen, sein Rücken schmerzte und er war träge geworden. Das quirlige Leben im Haus war längst verblichen. Mit den Spinnweben und der brüchigen Fassade waren die Ruhe und die ewige Routine eingekehrt.Die Saison neigte sich dem Ende zu. Doc Carter spürte es an den Besucherzahlen, dem Thermometer und in seinen Knochen. Diese schönen Tage, wie sie derzeit noch einmal an den herrlichen Sommer erinnerten, waren die letzten Ausläufer der warmen Jahreszeit, bevor der zeitige Herbst in den Bergen die Urlauber für die kommenden sieben Monate fernhalten sollte.Sydney, die Kleine aus Jackson mit ihren langen schwarzen Haaren, hatte heute ihren letzten Arbeitstag im Diner. Sie mochte den Job, aber was ihr noch viel wichtiger war: Sie mochte die Leute vor Ort, die Touristen und Carter. Und natürlich auch, dass er pünktlich ihren Lohn auszahlte. In den Wintermonaten hielt sie sich mit Minijobs über Wasser und freute sich jedes Jahr aufs Neue auf die wärmende Sonne im Frühjahr und die Zeit, in der sie endlich wieder im Moondance arbeiten konnte.»Kann ich heute etwas früher gehen?«, fragte die einundzwanzigjährige Sydney ihren Boss, während sie Gläser polierte und akkurat in die Vitrine räumte.»Selbstverständlich, Mädchen. Setz dich kurz zu mir und lass uns noch einen Apfelsaft gemeinsam trinken. Oder, wenn du magst, öffne ich meinen Redbreast. Ich muss mit dir reden.«Langsam stellte Sydney das Glas ab und legte das Geschirrtuch zur Seite. Sie sah ihn ungläubig an. Wie banal Carters einfacher Satz auf einen Außenstehenden vielleicht wirken musste, hatte er doch eine gewaltige Bedeutung für ihn. Dieser Whiskey stand länger auf dem Regal über dem Tresen, als Sydney auf dieser Welt war. Alle paar Wochen entstaubte er die Flasche und richtete das Etikett exakt nach vorne aus. Als sie ihn vor vielen Jahren das erste Mal darauf angesprochen hatte, antwortete er übellaunig, dass sie ihn auf keinen Fall anfassen, oder schlimmer, an die Gäste verkaufen dürfte. Erst einige Jahre später hatten sich ein paar weitere Details hinzugefügt. Der Redbreast stand in irgendeiner Weise für seine Rinderherde und damit sein altes Leben, dem er tief im Herzen noch immer nachhing. Er wollte die Flasche für einen außergewöhnlichen Moment aufheben. Und heute bot er den edlen Tropfen freimütig an.»Sie meinen Ihren Redbreast?«, fragte sie nach.»Ja, Mädchen. Heute ist es so weit.«»Aber ...« Sie kam an seinen Tisch, setzte sich und legte ihre Hand auf seine. Freundlich lächelte sie. »Ist etwas passiert?«»Ich möchte dir danken. Du warst immer für das Diner da.« Seine Stimme schwankte.»Sie wissen, dass ich sehr gerne hier bin.«»Ja, das weiß ich wirklich, Kleines. Genau deswegen tut mir auch alles so leid. Aber es wird Zeit.«Sie verstand nicht und sah ihn fragend an. »Zeit? Wofür?«Behäbig erhob er sich von seinem Stuhl und schlurfte um den Tresen herum.Sydney fuhr sich durch die Haare, bündelte sie am Hinterkopf und steckte sie mit einer Spange zusammen. Ihr Blick verweilte auf Carters altem Stuhl neben dem schmalen Regal, worin früher einmal Landkarten, Reiseführer, Romane und Groschenhefte zum Verkauf angeboten worden waren und nun die Utensilien für ein kleines Büro lagerten. Dazwischen standen verstaubte Ordner, die seit Jahren niemand mehr angefasst hatte, ein Locher, jede Menge Stifte, alte Plakatrollen, stapelweise seiner alten Reiseführer und eine leere Flasche Scotch.Das abgewetzte Schweinsleder war durchgesessen. Seit sie ihn kannte, erledigte Carter auf diesem Stuhl seine Buchhaltung und alle Werbesachen, wenn keine oder wenige Gäste im Diner waren oder wenn sie die Arbeit hinter dem Tresen alleine stemmen konnte.Sydney war verunsichert. Sie beobachtete ihn, wie er unter dem Tresen in dem Schubfach kramte und eine Flasche aus der Kühlung holte. Dann kam er zurück. Er hielt einen Umschlag in der Hand, mit der er den Apfelsaft trug, und schnappte sich den alten Whiskey von dem Regal über dem Tresen. Sydney kannte diese Umschläge genau. Darin befand sich stets ihr Lohn. Seit Jahren gab er ihr die gleichen länglichen, vergilbten Umschläge, die in der oberen Ecke ein Wasserzeichen mit dem Kopf einer glücklichen Kuh besaßen. Carter hatte sich in seinen jungen Jahren wohl ein wenig zu viele Umschläge fertigen lassen, sodass sie sein restliches Leben reichen sollten und wahrscheinlich noch für seine Kinder und Enkel genug übrig waren. Falls die überhaupt noch Umschläge verwendeten. Denn diese Generation setzte auf E-Mail, soziale Netzwerke und so ein «neumodisches Zeug», wie er es abschätzend ausdrückte.Carter stellte die Gläser und die Flaschen auf dem Tisch ab, nahm zwei Whiskeygläser vom Tresen und goss den selbst gemachten Saft ein. Ein Glas schob er Sydney zu.Sie musterte ihn skeptisch. Er war zweifelsfrei ein Mann, der seine Prinzipien hatte, und dazu zählte auch diese wundervolle Eigenschaft, auf andere Menschen einzugehen und sich ernsthaft für sie zu interessieren.Sydney beobachtete die schrumpelige Haut seiner Hände, die übersät mit Altersflecken, tiefen Falten und Narben waren. Er brauchte eine Weile, um den Verschluss des Whiskeys zu öffnen, roch daran, goss in jedes Glas etwas hinein, schurrte seinen Stuhl zurecht und setzte sich neben sie.Wortlos wanderten seine kleinen warmen Blicke zu Sydney. Er nahm das Whiskeyglas in die Hand. »Lass uns auf ein erfülltes Leben trinken und darauf, dass sich alles zum Guten wendet.«Sie lächelte und begriff noch immer nicht, was er vorhatte. Schließlich ging nur die Saison zu Ende. Normalerweise gab er ihr den Umschlag eher beiläufig, während eines Gespräches mit einem Gast oder Vertreter, beim Verstauen der Kisten oder kurz bevor Sydney Feierabend hatte und sie eigentlich schon weg war. Doch an diesem Tag wollte sie ein Geheimnis in seinen Augen gesehen haben. Irgendetwas war anders. Sie hob ihr Glas an. »Darauf trinke ich gerne mit Ihnen, Sir.«Die Gläser stießen zusammen.Carter nippte an dem Whiskey und schob ihr den Umschlag zu.»Das ist der letzte«, sagte er ruhig.Sydney nahm ihn entgegen. Er war deutlich dicker als sonst und die Ecken spannten. »Wie meinen Sie das?«»Ich kann dich nicht länger beschäftigen, Liebes. Die alten Knochen wollen nicht mehr so.« Diese Worte untermauerte er mit seiner offenen Hand, die er zitternd über die Tischplatte hielt. Sie war von Arthritis gezeichnet. »Ich habe ein Angebot eines großen Investors aus Salt Lake City erhalten. Ich gebe das Diner auf.«»Aber es ist Ihr Leben! Was wollen Sie denn machen?«»Schau, Kleines. Ich habe alle Krankheiten geheilt, alle Autos repariert und die ein oder andere Party im Moondance organisiert. Für ein Menschenleben war das genug. Jetzt werde ich mir noch ein paar Tage den Wind durch meine verbliebenen Haare wehen lassen und die Füße hochlegen.«Sie lächelte leicht verstört. »Sie haben es sich verdient. Ich dachte allerdings nicht, dass dieser Tag wirklich kommt.«»Nun ist es so weit. Eines Tages fällt der Vorhang. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.«»Das klingt traurig, so wie Sie das sagen. Ich war gerne bei Ihnen und es würde mir überhaupt nichts ausmachen, mehr zu arbeiten. Ich könnte einen Teil Ihrer Arbeit übernehmen. Wirklich, Mister Carter. Sie brauchen die schweren Fässer nicht mehr aus dem Keller holen. Ich schaffe das alleine. Sie kümmern sich ein wenig um die Buchhaltung und ich schmeiße den Laden. Wie wäre das?«Carter lächelte. »Ich weiß, dass du das bestens hinbekommst. Ich konnte mich immer auf dich verlassen, Kleines. Weiß nicht, was ich all die Jahre ohne dich gemacht hätte. Doch meine Pläne haben sich geändert.« Er tippte auf den Umschlag. »Deswegen habe ich dir einen kleinen Bonus reingepackt.«Langsam nahm Sydney den prall gefüllten Umschlag in die Hand. Fragend sah sie wieder zu Carter, klappte den Umschlag auf und blickte hinein. Darin befand sich ein dickes Bündel Geldscheine, das sie nur so weit herauszog, um sich davon zu überzeugen, ob es sich wirklich um Fünfhundertdollarnoten handelte.»Wie viel ist das?«»So um die Siebzigtausend. Und mach dir keine Gedanken darüber, warum es so große Scheine sind. Sie gelten noch immer als legales Zahlungsmittel.«Schnell schob sie das Geld zurück in den Umschlag, machte ihn zu und schob ihn zu Carter zurück.»Das kann ich nicht annehmen.«Er bremste ihren Versuch und schob ihn wieder zu ihr. »Davon kannst du dir endlich ein funktionierendes Auto kaufen und deine Schulden abzahlen. Zuerst schlage ich dir jedoch einen schönen Urlaub vor. Ich würde mich sehr freuen, wenn du schon morgen weit weg in die Sonne fliegst. Schnapp dir deinen Freund und gehe nach Europa oder suche dir eine Insel in Asien und macht euch dort ein paar schöne Wochen. Ihr habt es euch verdient.«»Aber warum so viel?«»Weil es niemanden sonst gibt, dem ich es gerne geben würde.«»Selbst wenn ich mein restliches Leben hier arbeite, könnte ich nie so viel Geld erwirtschaften.«»Ich brauche es nicht mehr. Jetzt gehört es dir.«Sie schüttelte energisch den Kopf.»Schau her. Ich werde sterben.«»Nein, werden Sie nicht!«, erwiderte sie trotzig.»Ich kann nicht ewig auf der Welt bleiben. Das ist in Ordnung.«Hilflos sah sie ihn an. Was redete er nur? Natürlich war er alt und alte Leute machten sich mit Sicherheit des Öfteren Gedanken über den Tod, aber Carter sah fidel aus und hatte, im Gegensatz zu vielen anderen Leuten in seinem Alter, einen klaren Verstand und eine gute körperliche Verfassung. Ihm ging es gut.Auf einmal wurde ihre Feststellung zu einer Frage: Ihm ging es doch gut? Hatte er etwas, wovon sie nichts wusste?Mit den Falten auf der Stirn versteinerte ihr fröhlicher Blick. Wahrscheinlich veranlasste ihn dieser Gesichtsausdruck dazu, ihre Hand zu nehmen. »Das ist alles, was ich außer meinen erledigten Dingen und getanen Schritten besitze. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du es annimmst.«»Aber was ist mit Ihren Kindern? Wieso geben Sie ihnen nicht das viele Geld?«»Das weißt du genau. Außerdem brauchen sie es nicht. Und wenn diese Aasgeier hier aufschlagen, werden sie nichts mehr vorfinden. Glaube mir, Kleines, es wird nichts mehr hier sein, was sie ausschlachten können.«Sydney umarmte ihn herzlich und kämpfte gegen ihre Tränen an. Das war auch in ihrer Stimme zu hören: »Was wird aus Ihnen? Wo gehen Sie hin?«»Ich brauche keinen anderen Ort«, sagte er ruhig. Seine Hand zitterte etwas.»Wollen Sie sterben?« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange.»Nicht gleich morgen. Weißt du, ich spüre, dass ich dieser Welt nicht mehr folgen kann. Sie hat sich verändert, liebe Sydney. Ich habe ausgedient wie ein altes Radio, das nur noch in der Lage ist, die Lieder von gestern zu spielen.«»Aber ich mag Patti Page und Al Morgan.«»Das sagst du nur, weil du nett bist. Du hast sie all die Jahre weggeschaltet.«»Jeden einzelnen Tag, wenn ich morgens zur Arbeit kam und das Diner geschlossen hatte, habe ich den Rhythmus und die Geigen gehört sowie das Knacken der alten Schallplatten. Und ich habe an Ihrem Lächeln gesehen, wie viel es Ihnen bedeutet. Nein, Mister Carter, ich liebe diese Musik wirklich. Sie ist ehrlich und gut. Und ich habe nur wegen der Gäste umgeschaltet.«Ihre Worte zauberten ein winziges Lächeln auf sein Gesicht, das so dezent war wie der Windhauch eines Flügelschlages einer Elfe. Und genau darin lag seine Sehnsucht zur Vergangenheit und das Bewusstsein eines erfüllten Lebens.»Sieh dich um. Der technische Fortschritt hat mich längst überholt. Ich kann dem nicht folgen. Vom neumodischen Internet verstehe ich nicht viel, genausowenig, warum die jungen Leute mehr auf ihr Handy starren als in die wunderschöne Natur. Sie kommen doch extra zu uns in die Berge. Das, und nur das, sollten sie sich ansehen, wenn sie das wahre Leben erfahren wollen. Kommen sie etwa nicht deswegen zu uns in die Berge?«Sydney nickte. Darüber hatte sie bisher nie nachgedacht. Es war selbstverständlich, völlig normal für sie. Der alte Mann hatte eine andere Zeit erlebt und davon war nicht mehr viel geblieben.»Unser Davis Hill, der Signal Mountain, die Weiden und das weitläufige Land bieten so viel mehr als jedes Bild auf ihren elektronischen Geräten. Warum haben sich die Gäste, die Menschen so sehr verändert? Kannst du mir das erklären?« Er nippte an dem teuren Tropfen, leckte sich über die Lippen und stellte das Glas behutsam vor sich ab.»Aber Sie haben erst vor kurzem einen neuen Sendemast aufstellen lassen. Der brachte doch erst das superschnelle Internet zu uns.«»Ich hatte gehofft, die Leute kommen dann wieder in die Berge. Ich wollte sie anlocken und habe gedacht, der Anblick der Berge würde sie ihr Smartphone vergessen lassen. Aber es hat alles schlimmer gemacht.«»Nein. Es ist nicht schlimmer. Nichts, was Sie jemals unternommen haben, war umsonst. Die Menschen in Moran lieben Sie und wir brauchen Sie. Sie haben immer Ihr Bestes gegeben, und genau deswegen ist es eine großartige Gemeinde geworden.« Sydney meinte das durchaus ernst.»Ich weiß, was ich sehe, und ich werde meine Fehler wiedergutmachen. Sie sollen ihr Internet haben. Alle. Alle sollen es bekommen.«»Ich habe Sie nie so verzweifelt gesehen. Das passt nicht zu Ihnen.«Er versuchte, seinen Worten mit Gesten mehr Ausdruck zu verleihen, und verstellte seine Stimme: »Ey Alter, ich schwöre, voll krass, echt!« Dann redete er mit normaler Stimme weiter: »... und so ein Zeug. Weißt du, ich verstehe ihre Sprache nicht mehr. Alles ist hip und yolo und ich kann sie nicht verstehen. Sieh dir ihre Wanderausrüstung an. Zu meiner Zeit taten es ein paar feste Schuhe und ein ordentlich gefüllter Rucksack. Heute tragen sie Stirnlampen am helllichten Tag und haben Computer am Handgelenk. Ihre Schuhe besitzen ein 3D-Flex-Irgendwas und Rucksäcke mit Softedge-Abschlüssen. Verstehst du, was ich meine? Ich frage mich, warum die Leute alles to-go haben wollen und es besser ist, ein paar Pillen zu schlucken, als an der frischen Luft zu arbeiten. Und warum, um Himmelswillen, wollen sie keine Gurken kaufen, die nicht wohlgeformt sind? Ich verstehe das nicht.« Carter machte eine winzige Pause. »Sydney. Die Welt hat sich schnell weitergedreht und, Gott ist mein Zeuge, ich habe immer versucht, ihr zu folgen. Aber jetzt ist sie zu schnell geworden. Sie entfernt sich in einem solchen Tempo, dass ich nur noch hinterhersehen kann.«»Das macht doch nichts, Doc.« Sie strich ihm tröstend über den Arm. »Diese Welt hat definitiv einen Platz für Sie frei, und wenn es draußen auf der Veranda in einem bequemen Schaukelstuhl ist. Das haben Sie sich doch immer gewünscht.«»Solange der Mensch bei klarem Verstand ist, sollte er handeln, wenn es nötig wird. Ich werde mir diesen ganzen Unfug nicht länger mitansehen. Und jetzt steck das Geld weg. Ich will nicht, dass es jemand sieht und auf dumme Gedanken kommt.« Sein knorriger Finger zeigte wedelnd darauf. »Übrigens kannst du versuchen, die alten Scheine aus den Sechzigern bei einem Museum einzutauschen. Wie ich gelesen habe, zahlen die mehr, als dort draufsteht.«Zitat aus dem Buch:„Dazu wird der Herr, dein Gott, Angst und Schrecken unter sie senden, bis umgebracht sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor dir. Denn das Grauen ist in unserer Mitte und wir werden es sehen, wenn die Zeit dafür reif und wir nicht mehr zurück können in die alte Welt, und der Pfad bleibt vernebelt, bis die Weisheit und der Glaube wiederkehren. (Auszug: "The Moran Phenomenon")
Rezensionen
The Moran Phenomenon von Perry Payne ist ein Buch welches man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Kaum eine Geschichte hat mich so begeistert wie diese. Eine Geschichte die uns vor Augen führt, wie stark die Menschheit von Medien und Sensationen abhängig ist. Sie erinnert uns daran, worauf es im Leben wirklich ankommt. Auf Liebe, Freundschaft und Selbstverwirklichung. Ein Buch, das es schafft uns mit den Charakteren mitweinen, mitlachen und mit verzweifeln zu lassen. Alles in allem ein rundum gelungenes Meisterwerk. (Luis Hoffmann)Moran, ein kleines verschlafenes Nest, unspektakulär und unbekannt bis es plötzlich zu einer Reihe unerklärlicher Geschehnisse kommt. Immer mehr breitet sich das unbekannte Phänomen aus und langsam wird klar, wie ernst die Lage ist. Während die einen noch optimistisch sind, verlieren die Anderen sich in ihrer Angst und die Lage spitzt sich rasant zu. Wenn man erst einmal die ganzen Personen zugeordnet hat, findet man sich in einem rasanten, fesselnden Thriller wieder, der keine Zeit zum Durchatmen lässt. Eine Szene jagt die Nächste und man will, nein muss weiterlesen und erfahren, was als Nächstes passiert. (Donna Mühlberger)Diese Geschichte nimmt dich mit, in eine andere Welt, voller Spannung und Neugier, voller Herrschsucht, Habgier, Rache und Liebe.Wenn man sie liest, möchte man nicht mehr damit aufhören, da man unbedingt wissen möchte, wie das Ganze ausgeht..Es ist ein Thriller, der dich bis ins kleinste Detail mitfühlen lässt und dich in seinen Bann zieht.Spannung pur, schlüssig und nachvollziehbar. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen. (Mandy Bodin)Das Moran Phänomen von Perry Payne hat mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Es beginnt nämlich damit, dass sich vier Männer auf der Flucht, nach einem Banküberfall, befinden. (Die Gruppe der vier wird sehr bildlich dargestellt und man entwickelt sofort Sympathien und Antisympathien.)Doch plötzlich kommt es auf der Fluchtfahrt zu komischen Vorfällen, bei den zuerst Raben tot vom Himmel fallen und einer der vier ganz plötzlich stark aus einem kleinen kreisrunden Loch blutet. Um die Wunde verarzten zu lassen, halten die Männer in der kleinen, beschaulichen Stadt Moran. Doch schnell wird klar, dass hier Endstation für die vier Bankräuber ist - doch nicht weil sie verhaftet werden, sondern weil sich plötzlich um die ganze Stadt merkwürdige Blasen legen. Diese verschlingen alles was sie berühren - seien es Bäume, Tiere, Häuser oder Menschen. Die Blasen breiten sich aus und so kommt es, dass immer mehr Menschen sterben. Und plötzlich werden die Guten zu den Schlechten. Schaffen es die Vier aus Moran zu entfliehen und lassen sich die Blasen aufhalten? Seid gespannt und lest das Buch von Perry! Ich kann es euch nur empfehlen, da es mal was ganz anderes ist! (Chrissi-91)Kurzmeinung: Irrwitzige Phänomene geben dem Leser hier Rätsel auf...Ein wenig Thrill, ein wenig Science-Fiction und ein wenig Roadmovie, gute Mischung!Unglaublich, was hier in Moran geschieht!Zum Buch: Vier junge Männer, die gerade einen Raubzug begangen haben, sind auf dem Weg an die kanadische Grenze, als ihnen plötzlich ein toter Vogel auf die Windschutzscheibe fällt und der Beifahrer am Brustkorb verletzt wird. So kommt es, dass die Männer in Moran stranden, einem kleinen, beschaulichen Örtchen am Fuße der Rocky Mountains. Und dann passieren noch mehr komische Vorfälle, kleine Blasen tauchen plötzlich überall auf und wer oder was dort hineingerät, verschwindet einfach… Was harmlos anfängt, scheint auf eine landesweite Katastrophe zuzusteuern…Meine Meinung: Als erstes möchte ich die Charaktere hervorheben, die der Autor hier sehr gut gezeichnet hat. So nach und nach lernt man die Bewohner von Moran kennen. Nur die Sympathien verschieben sich, denn es ist nicht immer alles so, wie es scheint… Die vier Gangster, die unterschiedlicher nicht sein können, zerstreiten sich, und bald bricht alles auseinander und es scheint dann irgendwann sowieso alles egal zu sein. Denn die Blasen werden größer und nichts kann sie durchdringen. Großangelegte Rettungs-aktionen scheitern. Der Leser fragt sich irgendwann, ob überhaupt noch etwas zu retten ist. Und da kann ich sagen: JA! Aber was, das verrate ich natürlich nicht! Die ganze Zeit fragt man sich, wo die Blasen herkommen, wie sie entstanden sind und wie man sie bekämpfen kann. Die Ereignisse überschlagen sich gegen Ende und die Auflösung überrascht dann doch. Auch wenn ich hier nicht alles verstanden habe, was physikalisch erklärt wird, wusste ich doch, worum es dem Autor hier ging und was er als Denkanstoß mit auf den Weg gibt! Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, er ist in lockerer Sprache gehalten und die Kapitel sind nicht zu lang. Auch bei den Überschriften der Kapitel hat sich der Autor Mühe gegeben!Mein Fazit: Ich wurde wieder einmal sehr gut unterhalten von Perry Payne und ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn man auf eine Mischung aus Thriller, Science-Fiction und Endzeit steht! So ganz genau würde ich mich nicht festlegen wollen, aber man muss ja auch nicht immer alles in Schubladen einsortieren! (Alexa_Koser)
PPBUngewöhnliche Dinge passieren im verschlafenen Städtchen Moran in Wyoming. Immer mehr Menschen sterben auf mysteriöse Weise. Als Ursache stellen sich winzige, tödliche Blasen heraus, die sich zu einer undurchdringlichen Barriere um die Bergregion ausbreiten.In wenigen Tagen werden die Einwohner völlig eingeschlossen. Die Angst wächst und verändert die Menschen.Thriller / ca 322 SeitenTaschenbuch ISBN: 978-3740785222eBook: ISBN: 978-3740778330Mitreißend, emotional und überaus spannend. Der erfolgreiche Thriller von 2016 erscheint endlich in einer komplett überarbeiteten und erweiterten Version. Erlebe jetzt die Geschichte von Dan und seinen Freunden, Sydney und den Einwohnern des verschlafenen Städtchens Moran am Eingangstor der Rocky Mountains. Jetzt noch intensiver, spannender, mit komplett neuen Dialogen und zahlreichen zusätzlichen Details. Ein Thriller, der unter die Haut geht und in Erinnerung bleibt.Hörprobe:LeseprobenProlog
Mein Name ist Dan. Nur Dan, sonst nichts.
Manchmal
frage
ich
mich,
wo
die
Prioritäten
im
Leben
liegen,
wie
Recht
definiert
wird,
wo
das
Glück
anfängt
und
die
Sehnsucht
aufhört.
Aber
beginnen
wir
diese
Geschichte
von
vorne:
Ich
bin
in
der
Gosse
aufgewachsen
und
hatte
nicht
das,
was
die
meisten
Menschen
ein
erfülltes
Leben
nennen
würden.
Doch
was
ist
schon
perfekt
und
was ist richtig oder falsch?
Ich
erinnere
mich,
als
ob
es
gestern
gewesen
wäre.
Damals,
mit
zehn
Jahren,
betrat
ich
das
erste
Mal
ein
richtiges
Kino.
Dieser
Besuch
faszinierte
mich
enorm,
dirigierte
meine
Gedanken
zu
einem
wundervollen
Traum
und
brachte
mir
zwei
glorreiche
Ziele
für
das
Leben.
Denn
was
ist
das
Leben
ohne
großartige
Ziele?
Mir
gab es jedenfalls Inhalt und Ansporn.
Heute
bin
ich
einundzwanzig
und
-
ich
muss
es
mir
eingestehen
-
keines
von
diesen
Zielen
hat
sich
bisher
erfüllt.
Weder
ist
mein
Handabdruck
auf
dem
Hollywood
Boulevard
eingelassen,
noch
habe
ich
es
geschafft,
eine
liebe
Frau
an
meiner
Seite
zu
haben
und
eine
Familie
zu
gründen.
Denn
beide
Ziele
sind
verdammt
schwer
zu
erreichen.
Immerhin
weiß
ich
jetzt,
dass
ein
Vorhaben
und
der
ernsthafte
und
starke
Wille,
es
durchzusetzen,
nicht
immer
genügen. Das Schicksal hat wohl stets ein Wörtchen mitzureden.
Noch
weiß
ich
nicht,
wo
es
mich
hinführt,
aber
ich
sehe
in
den
Abgrund
und
auf
das
Chaos
der
verlorenen
Welt
und
mir
wird
das
Ende
meiner
Tage
bewusst
und
wie
viel
Zeit
ich
verschwendet
habe
mit
Dingen,
die
der
Bedeutsamkeit
des
Lebens
nie
gerecht
werden
könnten.
Es
ist
kalt
und
der
Wind
pfeift
mir
um
die
Ohren.
Ich
sehe,
wie
die
Welt
versinkt,
und
erkenne
eiskalte
Herzen
der
Menschen,
die
ich
noch vor wenigen Tagen meine Freunde genannt habe.
Lange
kann
ich
mich
nicht
mehr
halten.
Der
kalte
Stahl
schmerzt
an
meinen
Händen
und
der
Untergang
engt
den
Sendemast
weiter
ein.
Es
gibt
kaum
noch
Raum,
der
für
das
Fortbestehen
geeignet
ist,
und
kaum
noch
Hoffnung.
Deswegen
möchte
ich
am
Ende
sagen,
wie
dankbar
ich
bin
und
dass
nichts
umsonst
war,
auch
wenn
sich
die
Situation
anders
darstellt.
Sie
fügt
sich
nahtlos
in
mein
kaputtes
Leben
ein.
Und
genau
das
sollte
wohl
meine
Bestimmung
sein.
Von
Anfang an. Denn ich bin nur Dan. Sonst nichts.
Kapitel 1
Wie
klebriger
Baumharz
an
den
Fingern
hatten
sich
die
vergangenen
elf
Stunden
dahingezogen,
nur
dass
der
in
die
Jahre
gekommene
dunkelgrüne
Ninety
Eight
Regency
mit
den
auffällig
verrosteten
Kotflügeln
nicht
ansatzweise
so
angenehm
nach
Tannenzweigen
duftete.
Der
Schweiß
der
vier
jungen
Männer,
Rauch
und
das
alte
Leder
vermischten
sich
in
der
Hitze
und
dem
engen Raum.
Bei
vierunddreißig
Grad
und
strahlend
blauem
Himmel
hatte
die
Sonne
den
Zenit
überschritten
und
fiel
langsam
hinter
die
hohen
Berge
der
Rocky
Mountains
ab.
Die
Klimaanlage
brummte
leise
vor
sich
hin.
Sie
funktionierte
wie
ein
Weckradio
mit
schlechtem
DAB
Empfang
und
sprang
meist
in
Linkskurven
an
und
blockierte
bei
Geschwindigkeiten
von
über
fünfzig
Meilen
pro
Stunde.
In
den
geschlossenen
Fenstern
verfingen
sich
in
den
Schlieren
immer
wieder
vereinzelte
Sonnenstrahlen,
blitzten
auf
und
blendeten
beharrlich mal den einen und mal den anderen Passagier.
Zudem
hatte
sich
die
verbrauchte
Luft
mit
billigem
Parfüm
und
-
seit
der
letzten
Stunde
-
mit
den
Ausdünstungen
von
Kuhmist
gemischt.
Die
jungen
Männer
rasten
auf
ihrem
letzten
Weg
durch
die
USA
in
ein
neues
Leben.
Sie
waren
erschöpft
und
schliefen
oder
dösten.
Die
bewegten
Gespräche
waren
seit
Denver
verstummt,
nachdem
der
Alkohol
seine
berauschende
Wirkung
gegen
eine
erhebliche
Bettschwere eingetauscht hatte.
Das
war
auch
der
Zeitpunkt
gewesen,
an
dem
ihnen
bewusst
geworden
war,
wozu
sie
Raul
und
der
Rausch
des
Kokains
getrieben
hatte.
In
der
vergangenen
Nacht
hatten
sie
getanzt,
Leute
angepöbelt
und
Trinkspielchen
gespielt.
Während
dieses
obsessiven
Spaßes
hatten
sie
in
unterschiedlichen
Bars
und
Klubs
in
Wichita
einiges mitgehen lassen oder wahllos und lauthals zerstört.
Zum
Ende
ihres
ausufernden
Trips
hatten
sie
ein
Casino,
einen
Geldtransporter
und
abschließend
eine
kleine
Bankfiliale
um
ein
paar
Scheine
erleichtert.
Jerome
erinnerte
sich,
wie
Dan
dem
Typen
von
der
Bank
unbedingt
Trinkgeld
hatte
geben
wollen,
weil
dieser
keine
nennenswerten
Sperenzien
bei
der
Herausgabe
des
Geldes
gemacht hatte.
Dan
gähnte
laut
und
sah
aus
dem
Seitenfenster.
Jerome
umklammerte
das
dünne
Lenkrad
mit
dem
eingearbeiteten
Nussholzimitat,
sah
vor
sich
den
ewig
geraden
Highway
dreiunddreißig
Richtung
Jackson
und
musste
unwillkürlich
grinsen.
Alle
paar
Meilen
klopfte
er
gegen
die
Tankanzeige,
um
die
Nadel
auf
den aktuellen Stand springen zu lassen.
»Das
nervt«,
sagte
Kid
heiser,
der
in
seinem
schicken
hellblauen
Hemd
neben
ihm
saß.
Mit
halb
geschlossenen
Augen
klappte
er
lax
die
Sonnenblende
herunter
und
begann
den
Schmutz
unter
den
Fingernägeln
herauszupulen,
eine
schwarze
Masse,
die
scheinbar
immer
wieder
zu
ihm
zurückkehrte,
wenn
er
nicht
hinsah
oder
eine
Weile nicht daran dachte.
»Wir
müssen
tanken«,
sagte
Jerome,
der
schlanke,
groß
gewachsene
Mann Anfang zwanzig. »Die Anzeige steht auf Reserve.«
Auf
der
Rückbank
rührte
sich
träge
Dan.
»Ich
brauche
ein
Bett«,
krächzte er. Neben ihm schlief Raul, der Älteste von ihnen.
Bisher
hatten
sie
auf
der
gesamten
Strecke
von
Wichita
lediglich
einmal
anhalten
müssen,
damit
Dan
seinen
Mageninhalt
ins
Freie
bringen
konnte,
wobei
die
anderen
diese
Pause
genutzt
hatten,
um
ihre
Blasen
zu
entleeren.
Dort
schnupperten
sie
ein
wenig
von
der
würzigen
Landluft
und
reckten
ihre
müden
Knochen
in
die
Höhe.
Bei
dieser
Rast
trat
Kid
in
einen
Kuhfladen
und
brachte
den
bäuerlichen
Duft
in
den
Wagen,
was
eine
Meile
später
zu
einer
Rangelei
geführt
hatte
und
dazu,
dass
Kid
jetzt
nur
noch
einen
Schuh
besaß.
Der
andere
lag
in
Ogden,
irgendwo
zwischen
einer
schäbigen Wetterstation und dem Radiostudio UGF.
…Auszug Kapitel 3Die einzige Möglichkeit, in Moran einzukaufen, war der kleine Diner namens Moondance, der die gesamte untere Etage von Doc Steven Carters Haus einnahm. Darüber wohnte er selbst und hatte von dieser Fläche ein kleines Arztzimmer und ein kleineres Krankenzimmer abgezweigt, in dem zwei Betten und ein winziges Schränkchen standen. Carter brauchte nicht mehr so viel Platz wie früher, als seine Frau noch gelebt hatte und die Kinder im Haus gewesen waren. Damals, in den guten alten Zeiten, als der Doc zwei Meilen nördlich eine große Farm besessen hatte, die hinter der Ranger Station entlang des Pacific Creek verlaufen war, hatte der Frohsinn regiert. Im Haus, in der Gemeinde und besonders in seinem Herzen. Hier, am Fuße der Rockys, hatte die Natur sein eigenes Paradies erschaffen. Zwischen den Tannen, dem breiten Fluss, der oft ohne eine einzige Welle klar und spiegelglatt vor sich hintrieb, und vor der wunderschönen Kulisse, vermochten es die meisten Menschen, sich mit der Welt und dem Leben zu verbinden.Eine schönere Gegend konnte sich Carter nicht vorstellen, selbst wenn er sie fast jeden einzelnen Tag seines Lebens gesehen hatte, bekam er nicht genug davon. Es war weit mehr als das, was man herkömmlich als Heimat bezeichnen würde. Er liebte die Berge und würde sterben für diese Perfektion.Seit Jahren lag die alte Farm brach. Bis zu den späten Achtzigern, als die Milchpreise auf dem freien Markt stark in den Keller gegangen waren, und es sich nicht mehr gelohnt hatte, dafür auch nur einen Finger krumm zu machen, war er jeden Tag für viele Stunden hier draußen gewesen. Er war zwischen Rindern und Pferden aufgewachsen und hatte mehr als einmal bis zu den Knien im Schlamm gesteckt, Platzwunden mit nach Hause gebracht und einen gebrochenen Arm. Ohne die raue Luft, die Sonne und Freiheit, fernab der großen Städte, kam er nur schlecht mit dem Leben klar. Das war seine Heimat und hier gehörte er hin.Während der großen Krise hatte er seine Herde verkauft und von dem Geld in bester Lage an der Moran Town Road dieses ansehnliche Haus gebaut. Bereits kurz darauf richtete er den Diner ein und hoffte auf Geschäfte bis zur Morgendämmerung, träumte von den Sternen, dem Mond und vielen Gästen, die seinen Traum fühlen sollten. Sein Moondance war zwei Jahre später geboren. Doch bis auf die Eröffnungsparty, bei der es Freibier gab und eine richtige Band aus Idaho, hatte er nie wieder so lange geöffnet. Die Gäste blieben aus, doch an dem Namen hielt er fest. Er verband damit seine wilde Jugend und die Freiheit der Berge und des Lebens, die er damit erhalten wollte. Und mit der Zeit wurde es zu seiner Verpflichtung, durchzuhalten und irgendwie weiterzumachen. Seine Träume versiegten in den folgenden Jahren zwischen schmutzigen Gläsern, staubigen Regalen und schlecht gelaunter Gäste. Es war immer schwerer geworden durchzukommen und ihm war irgendwann bewusst geworden, dass es für einen Neuanfang schlicht zu spät war. Seine Träume waren nie wieder zu ihm zurückgekehrt. Inzwischen ging er stark auf die achtzig zu. Seit einigen Jahren betrieb er das Moondance mit einer Aushilfe, die über die Saison kräftig mit anpackte, wenn die Touristen kamen und die Rocky Mountains besteigen wollten, im Jackson Lake badeten oder mit ihren Kanus den vielen Flussadern folgten.In seinem ersten eigenen Reiseführer aus dem Jahre 1986 beschrieb er das saftige Grün der Wiesen und die traumhaften schneebedeckten Berge als den schönsten Landstrich in Wyoming. Auch wenn sich dieser relativ magere Wanderratgeber nur zögerlich verkauft hatte (und Carter noch immer etliche Exemplare davon auf Lager hatte), brachte er in den folgenden Jahren weitere neun Hefte heraus, bis sein Geld zur Neige ging und er es ruhiger angehen ließ.Vor genau zwölf Jahren hatte Carter in eine Zapfsäule investiert, die er an den Straßenrand vor das Diner stellen ließ und mit einem grauen Wellblech abschirmte. Knallrote Säulen sollten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. «Carters Filling Station» stand auf einem der Schilder am Highway und ein dicker Pfeil zeigte die Moran Town Road hinauf. Daraufhin bog so mancher Reisende tatsächlich nach Moran ab und landete im Diner. Die Rechnung ging halbwegs auf. Seit diesem Tag hatte er im Schnitt zwanzig Gäste mehr, von deren Einnahmen er ganz gut über die Runden kam. Klar war es seit der Zeit des Diners mit großen Sprüngen vorbei, aber er sagte stets, er habe in seinem Leben alles gesehen, war in Pacific City gewesen (wovon es abenteuerliche Geschichten gab), hatte viereinhalb Jahre in Seattle verbracht, zwei Monate in Orlando und hatte sogar Europa gesehen (zumindest war er für zwei Tage dienstlich in Amsterdam unterwegs gewesen). Für ihn genügte das, um die Welt zu kennen und darüber zu erzählen, wie ein Vagabund es nicht besser hätte machen können. Eigentlich war Doc Carter ein Veterinär. Aber da der nächste richtige Arzt etwa einhundert Meilen entfernt in Idaho war, fing er selbst damit an, die Leute aus der Gegend erst zu beraten und ein paar Jahre später zu behandeln. Er wurde so zu ihrem Doc, brachte die Babys in Moran auf die Welt, heilte Fieber, verband Schnittwunden und hatte sogar schon einmal einen Blinddarm operiert.Und so war die Zeit vergangen, sein Rücken schmerzte und er war träge geworden. Das quirlige Leben im Haus war längst verblichen. Mit den Spinnweben und der brüchigen Fassade waren die Ruhe und die ewige Routine eingekehrt.Die Saison neigte sich dem Ende zu. Doc Carter spürte es an den Besucherzahlen, dem Thermometer und in seinen Knochen. Diese schönen Tage, wie sie derzeit noch einmal an den herrlichen Sommer erinnerten, waren die letzten Ausläufer der warmen Jahreszeit, bevor der zeitige Herbst in den Bergen die Urlauber für die kommenden sieben Monate fernhalten sollte.Sydney, die Kleine aus Jackson mit ihren langen schwarzen Haaren, hatte heute ihren letzten Arbeitstag im Diner. Sie mochte den Job, aber was ihr noch viel wichtiger war: Sie mochte die Leute vor Ort, die Touristen und Carter. Und natürlich auch, dass er pünktlich ihren Lohn auszahlte. In den Wintermonaten hielt sie sich mit Minijobs über Wasser und freute sich jedes Jahr aufs Neue auf die wärmende Sonne im Frühjahr und die Zeit, in der sie endlich wieder im Moondance arbeiten konnte.»Kann ich heute etwas früher gehen?«, fragte die einundzwanzigjährige Sydney ihren Boss, während sie Gläser polierte und akkurat in die Vitrine räumte.»Selbstverständlich, Mädchen. Setz dich kurz zu mir und lass uns noch einen Apfelsaft gemeinsam trinken. Oder, wenn du magst, öffne ich meinen Redbreast. Ich muss mit dir reden.«Langsam stellte Sydney das Glas ab und legte das Geschirrtuch zur Seite. Sie sah ihn ungläubig an. Wie banal Carters einfacher Satz auf einen Außenstehenden vielleicht wirken musste, hatte er doch eine gewaltige Bedeutung für ihn. Dieser Whiskey stand länger auf dem Regal über dem Tresen, als Sydney auf dieser Welt war. Alle paar Wochen entstaubte er die Flasche und richtete das Etikett exakt nach vorne aus. Als sie ihn vor vielen Jahren das erste Mal darauf angesprochen hatte, antwortete er übellaunig, dass sie ihn auf keinen Fall anfassen, oder schlimmer, an die Gäste verkaufen dürfte. Erst einige Jahre später hatten sich ein paar weitere Details hinzugefügt. Der Redbreast stand in irgendeiner Weise für seine Rinderherde und damit sein altes Leben, dem er tief im Herzen noch immer nachhing. Er wollte die Flasche für einen außergewöhnlichen Moment aufheben. Und heute bot er den edlen Tropfen freimütig an.»Sie meinen Ihren Redbreast?«, fragte sie nach.»Ja, Mädchen. Heute ist es so weit.«»Aber ...« Sie kam an seinen Tisch, setzte sich und legte ihre Hand auf seine. Freundlich lächelte sie. »Ist etwas passiert?«»Ich möchte dir danken. Du warst immer für das Diner da.« Seine Stimme schwankte.»Sie wissen, dass ich sehr gerne hier bin.«»Ja, das weiß ich wirklich, Kleines. Genau deswegen tut mir auch alles so leid. Aber es wird Zeit.«Sie verstand nicht und sah ihn fragend an. »Zeit? Wofür?«Behäbig erhob er sich von seinem Stuhl und schlurfte um den Tresen herum.Sydney fuhr sich durch die Haare, bündelte sie am Hinterkopf und steckte sie mit einer Spange zusammen. Ihr Blick verweilte auf Carters altem Stuhl neben dem schmalen Regal, worin früher einmal Landkarten, Reiseführer, Romane und Groschenhefte zum Verkauf angeboten worden waren und nun die Utensilien für ein kleines Büro lagerten. Dazwischen standen verstaubte Ordner, die seit Jahren niemand mehr angefasst hatte, ein Locher, jede Menge Stifte, alte Plakatrollen, stapelweise seiner alten Reiseführer und eine leere Flasche Scotch.Das abgewetzte Schweinsleder war durchgesessen. Seit sie ihn kannte, erledigte Carter auf diesem Stuhl seine Buchhaltung und alle Werbesachen, wenn keine oder wenige Gäste im Diner waren oder wenn sie die Arbeit hinter dem Tresen alleine stemmen konnte.Sydney war verunsichert. Sie beobachtete ihn, wie er unter dem Tresen in dem Schubfach kramte und eine Flasche aus der Kühlung holte. Dann kam er zurück. Er hielt einen Umschlag in der Hand, mit der er den Apfelsaft trug, und schnappte sich den alten Whiskey von dem Regal über dem Tresen. Sydney kannte diese Umschläge genau. Darin befand sich stets ihr Lohn. Seit Jahren gab er ihr die gleichen länglichen, vergilbten Umschläge, die in der oberen Ecke ein Wasserzeichen mit dem Kopf einer glücklichen Kuh besaßen. Carter hatte sich in seinen jungen Jahren wohl ein wenig zu viele Umschläge fertigen lassen, sodass sie sein restliches Leben reichen sollten und wahrscheinlich noch für seine Kinder und Enkel genug übrig waren. Falls die überhaupt noch Umschläge verwendeten. Denn diese Generation setzte auf E-Mail, soziale Netzwerke und so ein «neumodisches Zeug», wie er es abschätzend ausdrückte.Carter stellte die Gläser und die Flaschen auf dem Tisch ab, nahm zwei Whiskeygläser vom Tresen und goss den selbst gemachten Saft ein. Ein Glas schob er Sydney zu.Sie musterte ihn skeptisch. Er war zweifelsfrei ein Mann, der seine Prinzipien hatte, und dazu zählte auch diese wundervolle Eigenschaft, auf andere Menschen einzugehen und sich ernsthaft für sie zu interessieren.Sydney beobachtete die schrumpelige Haut seiner Hände, die übersät mit Altersflecken, tiefen Falten und Narben waren. Er brauchte eine Weile, um den Verschluss des Whiskeys zu öffnen, roch daran, goss in jedes Glas etwas hinein, schurrte seinen Stuhl zurecht und setzte sich neben sie.Wortlos wanderten seine kleinen warmen Blicke zu Sydney. Er nahm das Whiskeyglas in die Hand. »Lass uns auf ein erfülltes Leben trinken und darauf, dass sich alles zum Guten wendet.«Sie lächelte und begriff noch immer nicht, was er vorhatte. Schließlich ging nur die Saison zu Ende. Normalerweise gab er ihr den Umschlag eher beiläufig, während eines Gespräches mit einem Gast oder Vertreter, beim Verstauen der Kisten oder kurz bevor Sydney Feierabend hatte und sie eigentlich schon weg war. Doch an diesem Tag wollte sie ein Geheimnis in seinen Augen gesehen haben. Irgendetwas war anders. Sie hob ihr Glas an. »Darauf trinke ich gerne mit Ihnen, Sir.«Die Gläser stießen zusammen.Carter nippte an dem Whiskey und schob ihr den Umschlag zu.»Das ist der letzte«, sagte er ruhig.Sydney nahm ihn entgegen. Er war deutlich dicker als sonst und die Ecken spannten. »Wie meinen Sie das?«»Ich kann dich nicht länger beschäftigen, Liebes. Die alten Knochen wollen nicht mehr so.« Diese Worte untermauerte er mit seiner offenen Hand, die er zitternd über die Tischplatte hielt. Sie war von Arthritis gezeichnet. »Ich habe ein Angebot eines großen Investors aus Salt Lake City erhalten. Ich gebe das Diner auf.«»Aber es ist Ihr Leben! Was wollen Sie denn machen?«»Schau, Kleines. Ich habe alle Krankheiten geheilt, alle Autos repariert und die ein oder andere Party im Moondance organisiert. Für ein Menschenleben war das genug. Jetzt werde ich mir noch ein paar Tage den Wind durch meine verbliebenen Haare wehen lassen und die Füße hochlegen.«Sie lächelte leicht verstört. »Sie haben es sich verdient. Ich dachte allerdings nicht, dass dieser Tag wirklich kommt.«»Nun ist es so weit. Eines Tages fällt der Vorhang. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.«»Das klingt traurig, so wie Sie das sagen. Ich war gerne bei Ihnen und es würde mir überhaupt nichts ausmachen, mehr zu arbeiten. Ich könnte einen Teil Ihrer Arbeit übernehmen. Wirklich, Mister Carter. Sie brauchen die schweren Fässer nicht mehr aus dem Keller holen. Ich schaffe das alleine. Sie kümmern sich ein wenig um die Buchhaltung und ich schmeiße den Laden. Wie wäre das?«Carter lächelte. »Ich weiß, dass du das bestens hinbekommst. Ich konnte mich immer auf dich verlassen, Kleines. Weiß nicht, was ich all die Jahre ohne dich gemacht hätte. Doch meine Pläne haben sich geändert.« Er tippte auf den Umschlag. »Deswegen habe ich dir einen kleinen Bonus reingepackt.«Langsam nahm Sydney den prall gefüllten Umschlag in die Hand. Fragend sah sie wieder zu Carter, klappte den Umschlag auf und blickte hinein. Darin befand sich ein dickes Bündel Geldscheine, das sie nur so weit herauszog, um sich davon zu überzeugen, ob es sich wirklich um Fünfhundertdollarnoten handelte.»Wie viel ist das?«»So um die Siebzigtausend. Und mach dir keine Gedanken darüber, warum es so große Scheine sind. Sie gelten noch immer als legales Zahlungsmittel.«Schnell schob sie das Geld zurück in den Umschlag, machte ihn zu und schob ihn zu Carter zurück.»Das kann ich nicht annehmen.«Er bremste ihren Versuch und schob ihn wieder zu ihr. »Davon kannst du dir endlich ein funktionierendes Auto kaufen und deine Schulden abzahlen. Zuerst schlage ich dir jedoch einen schönen Urlaub vor. Ich würde mich sehr freuen, wenn du schon morgen weit weg in die Sonne fliegst. Schnapp dir deinen Freund und gehe nach Europa oder suche dir eine Insel in Asien und macht euch dort ein paar schöne Wochen. Ihr habt es euch verdient.«»Aber warum so viel?«»Weil es niemanden sonst gibt, dem ich es gerne geben würde.«»Selbst wenn ich mein restliches Leben hier arbeite, könnte ich nie so viel Geld erwirtschaften.«»Ich brauche es nicht mehr. Jetzt gehört es dir.«Sie schüttelte energisch den Kopf.»Schau her. Ich werde sterben.«»Nein, werden Sie nicht!«, erwiderte sie trotzig.»Ich kann nicht ewig auf der Welt bleiben. Das ist in Ordnung.«Hilflos sah sie ihn an. Was redete er nur? Natürlich war er alt und alte Leute machten sich mit Sicherheit des Öfteren Gedanken über den Tod, aber Carter sah fidel aus und hatte, im Gegensatz zu vielen anderen Leuten in seinem Alter, einen klaren Verstand und eine gute körperliche Verfassung. Ihm ging es gut.Auf einmal wurde ihre Feststellung zu einer Frage: Ihm ging es doch gut? Hatte er etwas, wovon sie nichts wusste?Mit den Falten auf der Stirn versteinerte ihr fröhlicher Blick. Wahrscheinlich veranlasste ihn dieser Gesichtsausdruck dazu, ihre Hand zu nehmen. »Das ist alles, was ich außer meinen erledigten Dingen und getanen Schritten besitze. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du es annimmst.«»Aber was ist mit Ihren Kindern? Wieso geben Sie ihnen nicht das viele Geld?«»Das weißt du genau. Außerdem brauchen sie es nicht. Und wenn diese Aasgeier hier aufschlagen, werden sie nichts mehr vorfinden. Glaube mir, Kleines, es wird nichts mehr hier sein, was sie ausschlachten können.«Sydney umarmte ihn herzlich und kämpfte gegen ihre Tränen an. Das war auch in ihrer Stimme zu hören: »Was wird aus Ihnen? Wo gehen Sie hin?«»Ich brauche keinen anderen Ort«, sagte er ruhig. Seine Hand zitterte etwas.»Wollen Sie sterben?« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange.»Nicht gleich morgen. Weißt du, ich spüre, dass ich dieser Welt nicht mehr folgen kann. Sie hat sich verändert, liebe Sydney. Ich habe ausgedient wie ein altes Radio, das nur noch in der Lage ist, die Lieder von gestern zu spielen.«»Aber ich mag Patti Page und Al Morgan.«»Das sagst du nur, weil du nett bist. Du hast sie all die Jahre weggeschaltet.«»Jeden einzelnen Tag, wenn ich morgens zur Arbeit kam und das Diner geschlossen hatte, habe ich den Rhythmus und die Geigen gehört sowie das Knacken der alten Schallplatten. Und ich habe an Ihrem Lächeln gesehen, wie viel es Ihnen bedeutet. Nein, Mister Carter, ich liebe diese Musik wirklich. Sie ist ehrlich und gut. Und ich habe nur wegen der Gäste umgeschaltet.«Ihre Worte zauberten ein winziges Lächeln auf sein Gesicht, das so dezent war wie der Windhauch eines Flügelschlages einer Elfe. Und genau darin lag seine Sehnsucht zur Vergangenheit und das Bewusstsein eines erfüllten Lebens.»Sieh dich um. Der technische Fortschritt hat mich längst überholt. Ich kann dem nicht folgen. Vom neumodischen Internet verstehe ich nicht viel, genausowenig, warum die jungen Leute mehr auf ihr Handy starren als in die wunderschöne Natur. Sie kommen doch extra zu uns in die Berge. Das, und nur das, sollten sie sich ansehen, wenn sie das wahre Leben erfahren wollen. Kommen sie etwa nicht deswegen zu uns in die Berge?«Sydney nickte. Darüber hatte sie bisher nie nachgedacht. Es war selbstverständlich, völlig normal für sie. Der alte Mann hatte eine andere Zeit erlebt und davon war nicht mehr viel geblieben.»Unser Davis Hill, der Signal Mountain, die Weiden und das weitläufige Land bieten so viel mehr als jedes Bild auf ihren elektronischen Geräten. Warum haben sich die Gäste, die Menschen so sehr verändert? Kannst du mir das erklären?« Er nippte an dem teuren Tropfen, leckte sich über die Lippen und stellte das Glas behutsam vor sich ab.»Aber Sie haben erst vor kurzem einen neuen Sendemast aufstellen lassen. Der brachte doch erst das superschnelle Internet zu uns.«»Ich hatte gehofft, die Leute kommen dann wieder in die Berge. Ich wollte sie anlocken und habe gedacht, der Anblick der Berge würde sie ihr Smartphone vergessen lassen. Aber es hat alles schlimmer gemacht.«»Nein. Es ist nicht schlimmer. Nichts, was Sie jemals unternommen haben, war umsonst. Die Menschen in Moran lieben Sie und wir brauchen Sie. Sie haben immer Ihr Bestes gegeben, und genau deswegen ist es eine großartige Gemeinde geworden.« Sydney meinte das durchaus ernst.»Ich weiß, was ich sehe, und ich werde meine Fehler wiedergutmachen. Sie sollen ihr Internet haben. Alle. Alle sollen es bekommen.«»Ich habe Sie nie so verzweifelt gesehen. Das passt nicht zu Ihnen.«Er versuchte, seinen Worten mit Gesten mehr Ausdruck zu verleihen, und verstellte seine Stimme: »Ey Alter, ich schwöre, voll krass, echt!« Dann redete er mit normaler Stimme weiter: »... und so ein Zeug. Weißt du, ich verstehe ihre Sprache nicht mehr. Alles ist hip und yolo und ich kann sie nicht verstehen. Sieh dir ihre Wanderausrüstung an. Zu meiner Zeit taten es ein paar feste Schuhe und ein ordentlich gefüllter Rucksack. Heute tragen sie Stirnlampen am helllichten Tag und haben Computer am Handgelenk. Ihre Schuhe besitzen ein 3D-Flex-Irgendwas und Rucksäcke mit Softedge-Abschlüssen. Verstehst du, was ich meine? Ich frage mich, warum die Leute alles to-go haben wollen und es besser ist, ein paar Pillen zu schlucken, als an der frischen Luft zu arbeiten. Und warum, um Himmelswillen, wollen sie keine Gurken kaufen, die nicht wohlgeformt sind? Ich verstehe das nicht.« Carter machte eine winzige Pause. »Sydney. Die Welt hat sich schnell weitergedreht und, Gott ist mein Zeuge, ich habe immer versucht, ihr zu folgen. Aber jetzt ist sie zu schnell geworden. Sie entfernt sich in einem solchen Tempo, dass ich nur noch hinterhersehen kann.«»Das macht doch nichts, Doc.« Sie strich ihm tröstend über den Arm. »Diese Welt hat definitiv einen Platz für Sie frei, und wenn es draußen auf der Veranda in einem bequemen Schaukelstuhl ist. Das haben Sie sich doch immer gewünscht.«»Solange der Mensch bei klarem Verstand ist, sollte er handeln, wenn es nötig wird. Ich werde mir diesen ganzen Unfug nicht länger mitansehen. Und jetzt steck das Geld weg. Ich will nicht, dass es jemand sieht und auf dumme Gedanken kommt.« Sein knorriger Finger zeigte wedelnd darauf. »Übrigens kannst du versuchen, die alten Scheine aus den Sechzigern bei einem Museum einzutauschen. Wie ich gelesen habe, zahlen die mehr, als dort draufsteht.«Zitat aus dem Buch:„Dazu wird der Herr, dein Gott, Angst und Schrecken unter sie senden, bis umgebracht sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor dir. Denn das Grauen ist in unserer Mitte und wir werden es sehen, wenn die Zeit dafür reif und wir nicht mehr zurück können in die alte Welt, und der Pfad bleibt vernebelt, bis die Weisheit und der Glaube wiederkehren. (Auszug: "The Moran Phenomenon")
Rezensionen
The Moran Phenomenon von Perry Payne ist ein Buch welches man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Kaum eine Geschichte hat mich so begeistert wie diese. Eine Geschichte die uns vor Augen führt, wie stark die Menschheit von Medien und Sensationen abhängig ist. Sie erinnert uns daran, worauf es im Leben wirklich ankommt. Auf Liebe, Freundschaft und Selbstverwirklichung. Ein Buch, das es schafft uns mit den Charakteren mitweinen, mitlachen und mit verzweifeln zu lassen. Alles in allem ein rundum gelungenes Meisterwerk. (Luis Hoffmann)Moran, ein kleines verschlafenes Nest, unspektakulär und unbekannt bis es plötzlich zu einer Reihe unerklärlicher Geschehnisse kommt. Immer mehr breitet sich das unbekannte Phänomen aus und langsam wird klar, wie ernst die Lage ist. Während die einen noch optimistisch sind, verlieren die Anderen sich in ihrer Angst und die Lage spitzt sich rasant zu. Wenn man erst einmal die ganzen Personen zugeordnet hat, findet man sich in einem rasanten, fesselnden Thriller wieder, der keine Zeit zum Durchatmen lässt. Eine Szene jagt die Nächste und man will, nein muss weiterlesen und erfahren, was als Nächstes passiert. (Donna Mühlberger)Diese Geschichte nimmt dich mit, in eine andere Welt, voller Spannung und Neugier, voller Herrschsucht, Habgier, Rache und Liebe.Wenn man sie liest, möchte man nicht mehr damit aufhören, da man unbedingt wissen möchte, wie das Ganze ausgeht..Es ist ein Thriller, der dich bis ins kleinste Detail mitfühlen lässt und dich in seinen Bann zieht.Spannung pur, schlüssig und nachvollziehbar. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen. (Mandy Bodin)Das Moran Phänomen von Perry Payne hat mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Es beginnt nämlich damit, dass sich vier Männer auf der Flucht, nach einem Banküberfall, befinden. (Die Gruppe der vier wird sehr bildlich dargestellt und man entwickelt sofort Sympathien und Antisympathien.)Doch plötzlich kommt es auf der Fluchtfahrt zu komischen Vorfällen, bei den zuerst Raben tot vom Himmel fallen und einer der vier ganz plötzlich stark aus einem kleinen kreisrunden Loch blutet. Um die Wunde verarzten zu lassen, halten die Männer in der kleinen, beschaulichen Stadt Moran. Doch schnell wird klar, dass hier Endstation für die vier Bankräuber ist - doch nicht weil sie verhaftet werden, sondern weil sich plötzlich um die ganze Stadt merkwürdige Blasen legen. Diese verschlingen alles was sie berühren - seien es Bäume, Tiere, Häuser oder Menschen. Die Blasen breiten sich aus und so kommt es, dass immer mehr Menschen sterben. Und plötzlich werden die Guten zu den Schlechten. Schaffen es die Vier aus Moran zu entfliehen und lassen sich die Blasen aufhalten? Seid gespannt und lest das Buch von Perry! Ich kann es euch nur empfehlen, da es mal was ganz anderes ist! (Chrissi-91)Kurzmeinung: Irrwitzige Phänomene geben dem Leser hier Rätsel auf...Ein wenig Thrill, ein wenig Science-Fiction und ein wenig Roadmovie, gute Mischung!Unglaublich, was hier in Moran geschieht!Zum Buch: Vier junge Männer, die gerade einen Raubzug begangen haben, sind auf dem Weg an die kanadische Grenze, als ihnen plötzlich ein toter Vogel auf die Windschutzscheibe fällt und der Beifahrer am Brustkorb verletzt wird. So kommt es, dass die Männer in Moran stranden, einem kleinen, beschaulichen Örtchen am Fuße der Rocky Mountains. Und dann passieren noch mehr komische Vorfälle, kleine Blasen tauchen plötzlich überall auf und wer oder was dort hineingerät, verschwindet einfach… Was harmlos anfängt, scheint auf eine landesweite Katastrophe zuzusteuern…Meine Meinung: Als erstes möchte ich die Charaktere hervorheben, die der Autor hier sehr gut gezeichnet hat. So nach und nach lernt man die Bewohner von Moran kennen. Nur die Sympathien verschieben sich, denn es ist nicht immer alles so, wie es scheint… Die vier Gangster, die unterschiedlicher nicht sein können, zerstreiten sich, und bald bricht alles auseinander und es scheint dann irgendwann sowieso alles egal zu sein. Denn die Blasen werden größer und nichts kann sie durchdringen. Großangelegte Rettungs-aktionen scheitern. Der Leser fragt sich irgendwann, ob überhaupt noch etwas zu retten ist. Und da kann ich sagen: JA! Aber was, das verrate ich natürlich nicht! Die ganze Zeit fragt man sich, wo die Blasen herkommen, wie sie entstanden sind und wie man sie bekämpfen kann. Die Ereignisse überschlagen sich gegen Ende und die Auflösung überrascht dann doch. Auch wenn ich hier nicht alles verstanden habe, was physikalisch erklärt wird, wusste ich doch, worum es dem Autor hier ging und was er als Denkanstoß mit auf den Weg gibt! Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, er ist in lockerer Sprache gehalten und die Kapitel sind nicht zu lang. Auch bei den Überschriften der Kapitel hat sich der Autor Mühe gegeben!Mein Fazit: Ich wurde wieder einmal sehr gut unterhalten von Perry Payne und ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn man auf eine Mischung aus Thriller, Science-Fiction und Endzeit steht! So ganz genau würde ich mich nicht festlegen wollen, aber man muss ja auch nicht immer alles in Schubladen einsortieren! (Alexa_Koser)